Die kleine, aber feine Galerie an der Breiten Straße gibt es seit nunmehr 2015. Eigentümer Ullrich Stoppe bietet hier auch noch nicht so renommierten Künstlern eine Plattform. Jetzt kannst Du dort den gebürtigen Potsdamer Tom Schell und seine Arbeiten kennenlernen. Er beschäftigt sich mit tiefgreifenden Verwandlungen und Mythen. Letztere sind für ihn nicht nur Überlieferungen in Form von Märchen oder Poesie, sondern auch kulturhistorische Wurzeln. Der freischaffende Künstler interpretiert die Kunst-Märchen-Metamorphosen von Hans Christian Andersen und Rilkes Poesie auf ganz persönliche Art.
Beispielsweise greift ein Bild das Märchen Die Wilden Schwäne auf, in der ja bekannterweise eine Prinzessin ihre in Schwäne verwandelten Brüder durch aus Brennnessel gewebte Hemden rettet. Als Vorlage diente der Siethener See, wo der 59-jährige noch heute gerne Zeit verbringt. Seine Arbeitsweise ist dadurch gekennzeichnet, dass er zunächst naturalistisch beginnt, dann häufig wieder alles zerkratzt und erneut übermalt. So entsteht eine sehr plastische Anmutung, die die Bilder fast dreidimensional wirken lassen. Sich als Erwachsener auf Andersens Märchen einzulassen, wird zur Zeitreise in die eigene Kindheit.

Besonders beeindruckt Schells Arbeit der sich ins Meer stürzenden Senta. Das Motiv wiederum ist an Wagners Oper „Der fliegende Holländer“ angelehnt, in der sich besagte weibliche Figur in den verfluchten Seemann verliebt und nur durch ihren Selbstmord den Holländer retten kann. Der untergehende Körper strahlt Anmut und Leichtigkeit aus, das Wasser, leuchtend blau wie in der Karibik, nimmt ihn mit Freude auf.
Schell, der auch eine eine Ausbildung zum Bildhauer hat, ist großer Rilke Liebhaber. Besonders von dessen Panther und Einhorn, die wie eine Fabel das Menschliche im ständigen inneren Kampf mit dem Unbewussten offenbaren, ließ er sich inspirieren. Auch dazu findest Du ein Werk in der Ausstellung.
Und als kleines Schmankerl gibt eine Mini-Kunstinstallation, die Du käuflich erwerben kannst, schließlich steht Weihnachten vor der Tür. Die von der Manufaktur Spirit of Rügen hergestellten kleinen Seifen sind in Austernschalen eingebettet, was natürlich auch ganz vortrefflich zum Thema passt. Denn Austern durchlaufen die bemerkenswerte Metamorphose von winzigen Larven zu Muscheln, die sich auf harten Untergründen festsetzen und sogar ihr Geschlecht wechseln können.
Schells KunstBilderSprache ist vielseitig, tiefgündig und poetisch. Sie lohnt, entdeckt zu werden.
WO?
Galerie KUNST40
Breite Straße 40
Berlin-Schmargendorf
www.kunst40.de
WANN?
bis 21. Dezember 2025
täglich ab 12 Uhr geöffnet bis 19 Uhr (bei Bedarf auch länger)

