Haus am Waldsee (Foto: AS)

Neuentdeckte Überarbeitungen

Dem Haus am Waldsee mit seinem großzügigen Garten einen Besuch abzustatten, lohnt immer. Bereits einige Wochen läuft dort nun eine Ausstellung, die Einblicke in alle Schaffensphasen von Ull Hohn – nein, hier fehlt wirklich kein „i“ – gibt. 1960 in Trier geboren, studierte er an der HdK Berlin, danach bei Gerhard Richter an der Kunstakademie Düsseldorf und schließlich in New York, wo es zu dieser Zeit experimentierfreundlicher zuging. Bereits in den 90ern wurden seine Arbeiten in renommierten Galerien wie White Columns, Stux Gallery oder American Fine Arts gezeigt. Für den vielseitigen Künstler war Malerei nicht mur ein Medium, sondern ein Raum, in dem sich malerische Techniken mit persönlichen Betrachtungen verquickten. Stets dachte Hohn über wichtige Themen wie Politik und Sexualität statt, die er mittels modernen oder traditionellen, absichtlich unperfekten oder geradezu akribischen Stils umsetzte. In seine Bildern sprach er auch offen über seine Homosexualität und AIDS.

In den unteren Räumen liegt der Fokus auf dem Topos Landschaft, das in er anschaulich als Berg-, Wälder- und Flusswelt abbildet. Er hinterfragt aber auch, was Natur bedeute, was natürlich sei und wer diese entschiede. Im oberen Stockwerk gibt es eine Adaption seiner Abschlussarbeit von 1988 in NYC zu sehen. Neun auf quadratische Holzkästen gemalte Landschaften beziehen sich auf fotografische Vorlagen. Ihnen gegenüber stellt Hohn neun hochformatige Bilder mit dicker brauner Farbe, die an Schokolade oder Fäkalien denken lässt. Die breiartige Oberfläche entstand durch modellierten Gips, der mit einer dünnen Farbschicht überzogen wurde.

In seinen letzten Lebensjahren kreierte er die titelgebende Bilderreihe Revisions. Hier versucht er im Wissen um den nahenden Tod noch einmal an seine künstlerischen Anfänge zu gehen, sie aus jetzigem Blickwinkel zu betrachten. Er malt eigene Bilder aus der Jugend wie beispielsweise Innenräume oder Stillleben neu. Die Reihe verkörpert die Art, sein leider viel zu kurzes Leben Revue passieren zu lassen. Hohn stirbt im November 1995 mit nur 35 Jahren an den Folgen einer HIV-Infektion.

Die kompakte Schau versucht, die unterschiedlichen Bildserien zu vereinen und ermöglicht eine gegenseitige Bereicherung als auch einen Dialog mit Haus und Garten.

ZU SEHEN im
Haus am Waldsee
Argentinische Allee 30,
Berlin-Zehlendorf, U3 Krumme Lanke

ÖFFNUNGSZEITEN
Montag geschlossen
Die – Do 11 – 18 Ur
Fr 11 – 20 Uhr
Sa + So 11 – 18 Uhr

LAUFZEIT
bis Sonntag, 11. Mai 2025

EINTRITT
9,-/erm. 6 Euro

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert