Eigentlich sollte Bauhausdirektor Martin Gropius ans New Bauhaus Chicago berufen werden, aber der hatte nach seiner Emigration bereits ein Angebot der Harvard University nahe Boston in der Tasche. So wandte man sich an Laszlo Moholy-Nagy, einen bedeutender Vertreter des Konstruktivismus. Auf Vermittlung Gropius‘ hin wurde dem gebürtigen Ungarn 1937 die Leitung der geplanten Designschule New Bauhaus – American School of Design in Chicago anvertraut. Damit gab er der amerikanischen Fotografie einen wesentlichen kreativen Impuls.
Die Berliner Ausstellung präsentiert nun einzigartige Bestände aus der Fotosammlung des New Bauhaus und dem Nachfolgeinstitut der School of Design in Chicago, das 1944 zum Institute of Design umstrukturiert wurde.
Vorgestellt werden Akteuere, die seit der Gründung des New Bauhaus die Fotografie inspiriert und kreiert haben. Renommierte Lehrer wie Harry Callahan, Aaron Siskind und Arthur Siegel lassen die unvergessliche Werkstattatmosphäre wieder aufleben.
Chicago ist seit eh und je eine Stadt mit faszinierenden Lichtverhältnissen, was sich die Dozenten immer wieder zunutzen machten und auch ihre Schüler zu skulpuralen Räumstudien animierten. Den technisch und gestalterischen Möglichkeiten sahen sie kaum Grenzen gesetzt: Verwischungen, Unschärfen, Doppelbelichtungen – alles war und sollte ausprobiert werden.
Die Schau gliedert sich in verschiedenen Bereiche wie Figuration, Konzept, Fotogramme, gewerbliche Fotografie, Stadt, Soziales. Jedem Komplex werden ausgewählte Übungsarbeiten in Schwarzweiß oder auch ein Kurzfilm in Farbe zugeordnet. Eingeschleust wird man durch eine Art Dunkelkammer, in der in den Dreißigerjahren die Chicago-Eleven so manche Stunden zubrachten, bevor sich der Schlund ins Licht, die Stadt, die Schule auch zu Bewegtbildern eröffnet.
Der Rückblick auf 80 Jahre Fotografie gestaltet sich experimentell, spielerisch und verblüfft durch oftmals grandiose Motive und Ausschnitte.
Dem gegenübergestellt sind aktuelle Kunstmarktobjekte, z.B. inform leuchtender Farbfeldabstraktionen, die die Bedeutung des New Bauhaus-Gedankens für die Gegenwart reflektieren sollen. Eine gelungene, facettenreiche Ausstellung, die jeder Fotofan unbedingt bis März besuchen sollte.
Das Bauhaus-Archiv begeht vom 21. März bis 29. April seine Abschlusswochen mit einem Sonderprogramm „Das offenen Hause“. Und zieht danach komplett wegen Museumserweiterung und Sanierung aus.
Adresse
Klingelhöferstraße 14
Schöneberg
Öffnungszeiten
tgl. außer Dienstag
10 bis 17 Uhr
von Samstag 3. März bis Montag 5. März verlängerte Öffnungszeiten: 10 bis 20 Uhr
Ausstellungsdauer
bis zum 5. März