Betonkopf JIWON 2024 von Julian Opie (Foto: AS)
Betonkopf JIWON 2024 von Julian Opie (Foto: AS)

Emojis in der Kapelle

Die ehemalige katholische Kirche ist allein wegen ihres brutalistischen Charakters schon einen Besuch wert. Nach den Plänen von Werner Düttmann 1967 entstanden, residiert hier inzwischen seit zehn Jahren die Galerie König. Und nun verwandelt das britische Multitalent Julian Opie die St. Agnes in eine dynamische Stadtlandschaft mit beeindruckenden Stahltürmen und animierten LED-Panels.

English Tower 1-5, 2024, made by Julian Opie (Foto: AS)
English Tower 1-5, 2024, made by Julian Opie (Foto: AS)

Seine im Kirchenschiff präsentierten fünf Skulpturen sind über acht Meter hoch und sollen Skycraper aus dem Zentrum Londons verkörpern, in dessen Nähe der Künstler auch arbeitet. Sie haben eine sehr eigene Präsenz und wirken durch den säuberlich aufgetragenen, tiefschwarzen Lack auch ein bisschen wie aus dem Baukasten. Neben diesen reduzierten Formen spazieren Kinder durch diese künstliche Stadt, animiert auf LED-Panels, die wiederum die Anmutung von Verkehrsschildern haben. Hoch über ihnen auf der gegenüberliegenden Seite hängt ein riesiges Gemälde aus farbigem Kunststoff, das Londoner Passanten auf dem Gehweg zeigt. Nun schließt sich auch der Kreis. Denn sicher hast Du draußen zur Straße die beiden großformatigen Aluminiumskulpturen auf Betonsockeln wahrgenommen, aber konntest sie noch nicht einordnen. Diese zeigen eilig davon schreitende Passanten, die irgendwie an überdimensionierte Statuen von Soldaten erinnern und bilden ebenfalls einen Teil der Ausstellung.

Großen Spaß machen die Portraits, akkurat gefertigt aus Holz und Stein wie beispielsweise Marmor, die Du in der kleineren Kapelle hinterm Eingangsbereich findest. Die Arbeiten sind in einer universellen Sprache gezeichnet, die Opie über viele Jahre entwickelt hat. Durch die natürliche Materialität wird die Ausstrahlung der dargestellten Personen, die wie Emojis wirken, enorm beeinflusst. Leider tragen die Bilder keine Schilder, so kann man nur vermuten, dass es sich um Leute aus dem Bekanntenkreis des 67-jährigen Briten handelt. Am Tresen lässt sich aber in eine Werksliste mit Namen einsehen. Besonders präsent kommt KESI (2025) rüber, der Dich mit seiner markanten Brille direkt anschaut. Hier klebte der Künstler Vinyl auf bemalte Holzplatte. Für überschaubare 40.000 Britische Pfund gehört er auch Dir;-)

Last but not least steht im Vorhof der Galerie eine monumentale Kopfskulptur aus Beton, die das Gesicht einer einzelnen, koreanisch anmutenden Person zeigt. (siehe obiges Foto) Ihre Form erinnert an die massiven Sperren an Autobahnen und lässt auf Stabilität schließen. Hier hat der malende Bildhauer im Hochrelief gearbeitet, ähnlich den in Stein gemeißelten Mauerdarstellungen im alten Ägypten.

Im benachbarten Café westberlin kannst Du dann die Schau nochmal in Ruhe Revue passieren und Dir ein leckeres Stück Kuchen schmecken lassen.

WO?
KÖNIG GALERIE in der Kirche St. Agnes
Alexandrinenstr. 118-121
Berlin-Kreuzberg

WANN?
Die-So von 11-18 Uhr
bis 24. August 2025


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