Die Band Element of Crime bei einer ihrer Berliner Konzerte, Foto: Noel Richter
Die Band Element of Crime bei einer ihrer Berliner Konzerte, Foto: Noel Richter

Konzert- und Berlinfilm mit Element of Crime

Eins vorweg: Du musst nicht zwingend Fan sein, um Dir die Doku Element of Crime – Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin anzuschauen! Denn es geht nicht nur um die Band, sondern auch um die Stadt.

Die Sache kam ins Rollen, als Schauspieler Charly Hübner von Band-Managerin Charlotte Goltermann am Telefon gefragt wird, ob er einen Film über die Band machen würde. Er stimmt sofort zu, sei es aus Fischkoppverbundenheit (Hübner wuchs *72 in MeckPom, Regner *61 in Bremen auf) oder aus Wertschätzung gegenüber der Band.
Das Resultat nun ist der Film, weil Element of Crime Hübner großes Vertrauen, beruhend auf einem Interview aus 2019, entgegenbrachten. Begleitet wird die Combo auf einer Mini-Tournee durch fünf Berliner Nächte und Konzertorte, konzipiert vom Kleinen zum Großen.
Es beginnt eine Reise durch ihre eigenen Geschichten und Erinnerungen und mündet in eine Hommage an Berlin. Los geht’s im Privatclub, weiter im Lido, SO 36, über den Admiralspalast bis hin zur Zitadelle Spandau. Eine schöne Idee zudem, jeweils Gäste, die die Band als Inspiration verstehen als auch von ihr geschätzt werden, zu ihren Auftritten mit auf die Bühne zu holen. Das sind u.a. Maike Rosa Vogel, Isolation Berlin oder Von Wegen Lisbeth.

Alle Konzerte wurden komplett aufgenommen und konnten für den Film benutzt werden, dafür sorgte Toningenieur Stefan Ernst. Damit es aber kein reines Talking-Heads-Produkt wird, schneidet Hübner wunderbar passendes Archivmaterial – ausgegraben aus privaten Quellen oder beim rbb – mit in den Film. Und sofort fühlst Du Dich in die 80er des kalten und dunklen Westberlins (siehe Filmtitel oben) zurückversetzt. Bestechend auch die Eloquenz der Musiker, die charmant aus dem Nähkästchen plaudern, so dass Du die Band wirklich mal aus einer anderen Perspektive betrachten kannst.

Zunächst singen die Jungs auf Englisch, schlicht und ergreifend aus Angst, zu sehr nach Schlager zu klingen. 1991 folgt die erste deutschsprachige Platte Damals hinter’m Mond, auf der Regner feinsinnig das Berliner Lebensgefühl, teils ungeschönt und gespickt mit Lakonie, in Texte verpackt zum Besten gibt. Hingegen schräg und wild sind die musikalischen Anfänge der Band, die sich 1985 in Westberlin gründet. Ihr Stil bewegt sich zwischen unkonventionell und unangepasst, der Sound zwischen Jazz, Rock und Pop. Im Geiste sind die Punks.

Die große musikalische Könnerschaft rührt u. a. auch daher, dass die Band sich wirklich lange kennt. Drei Mitglieder spielen schon seit den 80er Jahren zusammen: Gitarrist Jakob Ilja, Schlagzeuger Richard Pappik und Frontmann Sven. Sie vereint die bedingungslose Leidenschaft zum Musikmachen. Markus Runzheimer am Bass stieg später ein und wird zum Nachfolger von Ex-Bassist David Young, den 2022 das Zeitliche segnete und dem der Film auch gewidmet ist.

Der Film umreißt fast 40 Jahre Bandgeschichte, gewährt einen Blick hinter die Kulissen beim manchmal komplikationsreichen Soundcheck mit Knalleffekt und Du durchlebst eine Zeitreise, bei der Musik sowohl in die Knochen als auch ins Herz geht. Das haben wir vor allem auch der Professionalität der Band, sprich des Masterminds Regner zu verdanken, dessen Kompositionen immer wieder Geist und Seele treffen. Wir werden Zeuge von Symbiosen des Songwritings bzw. Songgenesis, fernerhin der Metamorphose Regners vom ultrahippen, zugedröhnten (O-Ton bei Biolek) Weltverbesserer hin zum gesettelten Musiker mit Wohlstandsbäuchlein und Designerbrille. Geblieben sind frappierende Energie und Kreativität.

KINOS, in denen der Film läuft:
Babylon Kino Kreuzberg, Dresdener Straße 126
Blauer Stern, Hermann-Hesse-Straße 11, Pankow
Delphi Filmpalast am Zoo, Kantstraße 12A, Charlottenburg
Filmtheater am Friedrichshain,Bötzowstraße 1-5
Filmtheater Colosseum, Schönhauser Allee 123, Prenzlauer Berg
FSK Kino, Segitzdamm 2, Kreuzberg
Mo, 7.-Mi, 9.10., je 20.30 Uhr,
Mi, 09.10 – Sa, 12.10., je 18.30Uhr
Hackesche Höfe Filmtheater, Rosenthaler Straße 40/41, Mitte
Kant 1, Kantstraße 54, Charlottenburg
Kino Spreehöfe, Wilhelminenhofstr. 89, Köpenick
Mo, 7.- Mi, 9.10., je 20.30 Uhr,
Do, 10.10 – Di 15.10., je 20.125 Uhr
Kino in der Kulturbrauerei, Schönhauser Allee 36, Prenzlauer Berg
Moviemento, Kottbusser Damm 22, Kreuzberg
Toni, Antonplatz 1, Weißensee
Union Filmtheater, Bölschestraße 69, Friedrichshagen
Zeiss-Großplanetarium, Prenzlauer Allee 80, 10405 Berlin
Sa. 12.10., 18.30 Uhr
Do. 17.10., 18 Uhr
Di. 22.10. und Di. 29.10., je 19.30 Uhr
Zoo Palast, Hardenbergstraße 29A, Charlottenburg
ZUKUNFT, Alt-Stralau 68, Treptow
Mo 07.10. 19.45 Uhr

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