Filmplakat 'Sture Böcke' (© Grímar Jónsson)
Filmplakat 'Sture Böcke' (© Grímar Jónsson)

Sture Böcke auf der Insel

Ja, das sind sie … die beiden isländischen Brüder Gummi (gesprochen Gümmie) und Kiddi (geprochen Kiddie). Seit 40 Jahren reden sie nicht mehr miteinander, und das, obwohl sie sogar benachbarte Höfe bewohnen. Gemein haben sie außer des gleichen Blutes nicht so wahnsinnig viel. Kiddi, der ältere, schaut gern mal ins Glas, ist von robuser Statur und hat die eine oder andere Frau vergrault. Gummi scheint der Bedachtere, Sympathischere, merkwürdigerweise ebenso Ledige. Seine knackigen Oberarme können sich (auch im Alter von betagten 60)  noch sehen lassen. Beide vereint allerdings eine bedingungslose Liebe zu den Schafen. Sie züchten die preisgekrönten Knuddelviecher einer jahrhundertealten Rasse. Und treffen so immer wieder bei den Wettbewerben aufeinander. Kiddis schwarzer Prachtbock macht mit einem halben Punkt Vorsprung, wie gemein ist das denn?, den ersten Platz, und Gummi verwindet es nur schwer.

Dann plötzlich bricht Sracpy aus, eine Seuche, die das Gehirn der Tiere befällt und unweigerlich zum Tod führt. Für das Tal ist das ein worst case scenario. Denn es bedeutet, dass alle Viecher das Todesurteil ereilt. Und das bei einer der renommiertesten Schafrasse der Insel, unfasslich! So richtig kann sich keiner der Bewohner und Züchter mit dem Urteil der Behörden anfreunden, alle Vierbeiner töten zu lassen, denn außer der fast Familienzughörigkeit der Schafe steht die Existenz der Farmer auf dem Spiel.

Nun nimmt das Schicksal seinen Lauf und greift zu der einen oder anderen Spitzfindigkeit.

Der Film erzählt mit trockenem skandinavischem Humor, in der fast jeder Darsteller einen Norwegerpullover trägt, die Geschichte eines Brudertiwstes, der sich leider viel zu spät in Absolution auflöst. Ein bisschen zu bemägeln sei hier nur, dass man nie so richtig erfährt, was den eigentlich Grund des jahrzehntelangen Schweigens ausmachte.

Island wird wunderbar mit seiner kargen Landschaft in den Fokus gerückt, man lernt skurrile Charaktere kennen, und der Film nimmt gerade in der zweiten Hälfte massiv an Fahrt auf, so dass sich der Zuschauer fast in einem Thriller wähnt.

Regisseur Grimur Hakonarson nimmt sich viel Zeit und Zärtlichkeit für die beiden Außenseiter Gummi und Kiddi. Außerdem hat man selten Schafe so liebevoll und so schön inszeniert gesehen, mit glatten, hellen Gesichtern und irren Locken, als kämen sie frisch aus dem Kosmetiksalon. Kein Wunder, dass sie die Herzen der Singlebrüder höher schlagen lassen.

Den Film von rustikaler Schönheit, voller schrägem Humor und dramatischen Momenten sollten sich nicht nur Islandsfans anschauen!

Regie: Grímur Hákonarson [Der isländische Filmemacher hat in Cannes schon mit „Un Certain Regard “ für Furore gesorgt und legt nun seinen zweiten Film vor … ]

Kamera:  Sturla Brandth Grovlen [Der norwegische Kameramann satnd auch für Sebastian-Schipper-Thriller „Victoria“ hinter der Linse ]

Darsteller:
Sigurður Sigurjónsson [Der isländische Schauspieler ist auch ein bekannter Stand-up-comeidan ]
Theodór Júlíusson [Der Skandinavier ist aus internationalen Produktinen wie „Engel des Universums“ bekannt ]

Derzeit läuft der Film in kleineren Kinos wie im Kreuzberger
fsk und Moviemento,
Acud in Mitte und
im Friedrichshainer b-ware-Ladenkino

Anfgangzeiten bitte selber checken!

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