Einer der wichtigsten unabhängigen Regisseure Irans – Jafar Panahi – hat einen neuen Film gedreht und sich eines Kniffs bedient. Denn eigentlich ist ihm 2010 das Filmemachen vom Regime verboten worden. Das Gerichtsurteil lautete: „Propaganda gegen das System“. Sechs Jahre Haft und 20 Jahre Berufsverbot wurden ihm auferlegt. Aber der Filmemacher lässt sich nicht unterkriegen. Nun spielt er gar selbst die Hauptrolle und sitzt am Steuer eines Sammeltaxis, in das auch eine Kamera installiert ist. Panahi chauffiert die verschiedenartigsten Gäste durch ihre Stadt. Ein bisschen erinnert man sich an Jarmushs „Night on earth“, der jedoch in unterschiedlichen Metropolen spielt.
Ein Taschendieb und eine Lehrerin streiten über die Todesstrafe, ein kleinwüchsiger Fimfan vertreibt verbotene DVDs, eine Anwältin will ihre in Hungerstreik getretene Mandanin besuchen und auch die Nichte Panahis darf vorne im Auto sitzen. Das Mädchen soll für die Schule einen Kurzfilm drehen und erhofft sich Unterstüzung vom berühmten Onkel. Doch der zuckt nur mit den Schultern, als er die „Regeln“ erfährt. Das Filmprojekt darf keine politischen und wirtschaftlichen Themen aufgreifen und schon gar keine kritischen Töne beinhalten. Was soll da noch übrig bleiben?
Der nahezu dokumentarisch erzählte Film vermittelt einen vortrefflichen Einblick in die iranische Gesellschaft. Er macht nicht wirklich Lust, das Land einmal zu bereisen, aber durch seinen herrlichen Humor und feinsinnigen Zynismus durchaus auch Spaß.
Und trotz des ernsten Themas – Alltag in einer Diktatur – entwickelt sich eine angenehme Leichtigkeit, die erst nach 86 Minuten mit dem Schlussbild erstirbt.
Taxi Teheran gewann den Goldenen Bären der Berlinale 2015, den Panahis Nichte im Februar stellvertretend entgegen nahm.