Einmal auf die Ohren: Buchpremiere

Autor Abbas Khider, Baujahr 1973 , floh selbst aus der Hauptstadt des Iraks und lebt seit inzwischen 16 Jahren in Deutschland.  Sein Werk „Ohrfeige“ gilt als Roman der Stunde , weil Khider darin das Schicksal eines Asylbewerbers und seiner Weggefährten skizziert.

Hauptfigur Karim Mensy aus Bagdad ist auf der Flucht vor der Diktatur. Er begibt sich auf die steinige und wochenlange Reise nach Deutschland. Erst mit dem Auto nach Istanbul, dann an die griechische Grenze, wo man den Evros mit einem Schlauchboot überquert. Es folgen Stationen wie Patras, Rom und Bozen. An jedem Ort variiert die Flüchtlingsgruppe und wird von anderen Schleppern übernommen. Bis sie schließlich auf einer leeren Landstraße, von schneebedeckten Feldern umsäumt, landet. Im goldenen Land Deutschland.

Dass sich dieses Deuschland doch nicht als gelobtes Land herausstellt, ist schnell klar. Hier durchläuft man Obachlosenheime genauso wie Gefängniszellen und immer wieder Asylantenwohnheime. Khiders Progagonisten sind Entwurzelte, aber auch gnadenlose Träumer und Romantiker, die sich in Situationen manövrieren, die oft aussichtslos erscheinen. Er beschreibt ihre Sehnsüchte, ihre Verzweiflung und die Atmosphäre in den Wohnheimen, in denen Männer unterschiedlichster Kultur aufeinander prallen. Manchmal halten dicke Autos vor den Heimen und finanzkräftige Einheimische sind auf der Suche nach jungen Bettgenossen. Auch ein Kumpel Karims prostituiert sich. Er selbst sortiert Müll, auch wenn diese Arbeit kaum minder erniedrigend ist. Karims Sachbearbeiterin in der Ausländerbehörde ist Frau Schulz, und ihr gilt die titelgebende Ohrfeige, mit der der Roman beginnt.

Zeitlich ist der Text in den Jahren des zweiten Irakkrieges verankert, der in den Sturz Husseins mündet und das Land in einen chaotischen Zustand führt. Karim wird leider seine Asylberechtigung wieder los. Und das, obwohl er nicht vor dem Machthaber floh, sondern vor dem Militär.

Wie spannungsreich, wortgewaltig und poetisch Abbas Khider sein Werk auflöst, soll hier jetzt nicht verraten werden. Aber möglicherweise liest der Schriftsteller eine finale Passage seines 220 Seiten starken vierten Romans.

Am Mittwoch, 24.2., 20 Uhr
In der Akademie der Künste, Pariser Platz in Berlin-Mitte
Eintritt: 5 /erm. 3 Euro

 

 

 

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