Lotte-Laserstein-Bild: Ich und mein Modell 1929/30 (Foto: Anne Schüchner)

Lotto Laserstein – Face to face

Kommt Dir der Name Lotte Laserstein irgendwie bekannt vor – nein? Ich hatte zuvor auch noch nichts von der in Ostpreußen aufgewachsenen Tochter eines Apothekers und seiner Frau gehört. Dabei wurde sie, nachdem die Familie, als der Vater starb und nach Friedenau zog, zu einer der bekanntesten Berliner Malerinnen ihrer Zeit.

Besonders beeindrucken Lasersteins sensible Porträts der frühen Moderne wie das ihrer Großmtter, in das sie sich auch spiegelverkehrt selbst miteinarbeitet, ein Selbstportät mit frappierend naturgetreuer Katze und Portäts ihrer langjährigen Freundin Traute Rose, die sie in allen erdenklichen Posen festhielt.

Lotte Laserstein:Bildauschnitt 'Meine Großmutter' um 1924 (Foto: AS)
Lotte Laserstein:Bildauschnitt ‚Meine Großmutter‘ um 1924 (Foto: AS)

Die Ausbildung absolvierte Laserstein als eine der ersten Generationen von Frauen, die erst ab 1919 an der Akademie der Bildenden Künste studieren durften. Bereits im Alter von 3o Jahren war sie eine berühmte und erfolgreiche Künstlerin, die an 22 Wettbewerben teilgenommen hatte.

Ihr Bild „Russisches Mädchen mit Puderdose“ belegte auch einen Platz unter den ersten 25. Die Ausschreibung stammt vom Kosmetikkonzert Elida und war wichtig für junge Malerin, da sie durch diesen Erfolg auch Präsenz in der Galerie Gurlitt zeigen konnte.

 Lotte Laserstein: Russisches Mädchen mit Puderdose, 1928 (Foto: AS)
Lotte Laserstein: Russisches Mädchen mit Puderdose, 1928 (Foto: AS)

1933 endete ihr Aufstieg abrupt. Wegen ihrer jüdischen Wurzeln schloss man ihre Malschule und sie aus dem öffentlichen Kulturbetrieb aus. Vier Jahre später emigrierte sie nach Schweden, wo sie bis 1993 lebte und auch starb.

Die Berlinische Galerie hat nur 58 Werke versammelt, darunter 48 Gemälde und 9 Zeichnungen Lasersteins aus ihrer Berliner Erfolgsperiode und ihren schwedischen Exiljahren: Porträts, Landschaftsbilder und Arbeiten aus ihrem künstlerischen Umfeld der 1920/30er Jahre

Laserstein hatte das Talent, zwei Welten zu verbinden. Sie spielte mit Zitaten aus der Kunstgeschichte ebenso wie mit dem Pinselstrich des Spätimpressionismus. Zeugnis für erstes liefert beispeilsweise das präzise Bild ihres geduldigen Modells Traute Rose, das sie quasi als Schlummernde Venus von Tizian inszeniert, aber in die Gegenwart ihres Ateliers überführt.

Lotte Laserstein: In menem Atelier, 1928 (Foto: AS)
Lotte Laserstein: In menem Atelier, 1928 (Foto: AS)

Die oft malerkitteltragende Laserstein war eine gefühlvolle Chronistin der 1920er und 30er Jahre: Sie stellte Frauen und Männer der neuen Zeit und aller Klassen dar, ob nackt oder beim Tennis – und setzte sich sich schon damals über Vorstellungen von Geschlechterrollen hinweg.

In Schweden führt sie hauptsächlich Auftragsarbeiten aus, was sie nicht wirklich beglücklich, da diese Stagnation für sie bedeuten. An Traute, mit der sie noch immer im Briefwechsel steht, schreibt sie: „Ich weiß nicht, ob der Meister zufrieden sein würde.“ Gemeint war ihr Lehrer und Mentor Erich Wolfsfeld, der ebenfalls in den 30er Jahren emigrieren musste und über den indirekt Lasersteins Bilder wieder zutage gefördert wurden.

Begib Dich auf die Wiederentdeckung ebenjener einzigartigen Werke und tauch in die lebendige Kunstszene der Weimarer Republik ein.

WO?
Berlinische Galerie
Alte Jakobstraße 124–128
Kreuzberg

WANN?
Mo-Mi 10-18 Uhr
bis 12. August 2019

FÜR?

10 ,- € /erm. 7,- € Eintritt

FÜHRUNGEN:

meist sonntags, 16.15 Uhr

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