Das Juwel unter den kleineren Filmfestivals steht in den Startlöchern. Eine vollgepackte Woche lang kannst Du bei „achtung berlin“ aus einem mannigfaltigen Angebot an Spiel-, Dokumentar-, mittellangen und Kurzfilmen wählen. Im Wettbewerb konkurrieren zwölf Langfilm-Produktionen um den new berlin film award. Auch zwölf Dokus buhlen um Aufmerksamkeit. Ganz bestimmt sehenswert erscheint mir Jochen Hicks „Queer Exile Berlin„, denn die LGBT-Szene hat in den letzten Jahren großen Zulauf in Berlin erfahren und macht die Stadt in jedem Fall bunter.
Zudem präsentieren die Sektionen Berlin Spotlights, Berlin Special und Berlin Series erlesene Perlen des jungen deutschen Kinos aus Berlin und Brandenburg. Eröffnet wird die 20. Festivalausgabe am Mittwochabend, 10. April im Colosseum mit dem dystopischen Drama „Milchzähne“ von Sophia Bösch. Hier kämpft sich Skalde, die Tochter einer Außenseiterin, durch die Widrigkeiten des reichsbürgerlichen Dorfalltags.
Das Jubiläumsprogramm Für immer jung hält eine breite Palette an künstlerischen Debüts, Sozialdramen, Improvisationsfilmen oder auch dokumentarischen Berlinstreifen bereit. Mit ihren Premieren prägten die Arbeiten in den letzten 20 Jahren das Festival auf einzigartige Weise und verdeutlichen die enorme Vielfalt des Programms.
Ans Herz legen kann ich Dir hier den Besuch von Axel Ranischs „Dicke Mädchen„, der mit seinem Spielenthusiasmus großen Spaß macht. Auch nicht verpassen solltest Du „Die Stadt als Beute„, der das Lebensgefühl der Nullerjahre in unserer Metropole wunderbar einfängt. Und mein dritter Tipp ist die zärtliche Lovestory „Kaptn Oskar“ von Tom Lass, mit dem es übrigens auch ein Werkstattgespräch gibt, die man einfach gesehen haben muss, wenn man hier lebt.
Die diesjährige Retrospektive hat sich des Mottos Wohnraum verschrieben. Unter dem Titel Statt leben: Wohnen in werden auch heute noch aktuelle Filme präsentiert. Mit dabei sind u. a. „Lychener 64“ über die Auswirklungen einer Sanierung für eine Hausgemeinschaft, „Betongold“ zum Thema Entmietung oder „Die Architekten“ zur Planung eines Kulturbaus in einer Trabantenstadt.
Zur Festivalparty am Samstag im Roadrunner’s liefert Musikerin Tara Nome Doyle einen Live-Gig, danach heizen DJ Dictabeat und Maya DeeJane bis 3 Uhr morgens ein.
Zu meinen bisherigen Favoriten zählt der Wettbewerbsbeitrag „Jenseits der blauen Grenze“ von Sarah Neumann. Sie erzählt in ihrem Abschlussfilm Filmakademie Baden-Württemberg vom Fluchtversuch der Jugendlichen Hanna und Andreas dermaßen spannend und eindringlich, dass einem schonmal der Atem stockt.
Das Highlight für Dienstag handelt von einer kanadischen Musikerin, Regisseurin und Performancerin. In „Teaches of Peaches“ wird der Weg Merrill Niskers zur international gefeierten Künstlerin vielschichtig bebildert.
Auch spannend: In der Doku „Berlin Utopiekadaver“ von Johannes Blume, übrigens ein gebürtiger Berliner, lernen wir Menschen kennen, die sich gegen die Übermacht des Immobilien-Kapitalismus stellen, die Konsumgesellschaft ablehnen und den Reichen den Kampf ansagen.
Und das große Finale, nämlich die Preisverleihung, wo die sechs Jurys nun jeweils ihre No.1 verkünden, findet am Mittwochabend statt. Normalerweise braucht man dazu eine Einladung, aber mit etwas Glück kannst Du sicher den Platz für einen abgesprungenen Gast ergattern. Im Anschluss wartet ein Meet & Greet, zu trinken gibt es natürlich auch.
ERÖFFNUNG:
Mi, 10.4.2024, 19.30 Uhr im Colosseum
PREISVERLEIH
im Babylon 1
PREISTRÄGER:
Bester Spielfilm: „Arthur & Diana“ von Sara Summa
Bester Dokumentarfilm: „For the Time Being“ von Nele Dehnenkamp
PROGRAMM-ÜBERSICH
alle Filme auf einen Blick
Teaches of Peaches, | Babylon 1
Jenseits der blauen Grenze, im ACUD
Berlin Utopiekadaver, | ACU
Die Screenings finden statt im:
ACUDkino, Veteranenstr. 21, Mitte
Babylon 1 bis 3, Rosa-Luxemburg-Straße 30, Mitte
City Kino Wedding, Müllerstraße 74
Colosseum, Schönhauser Allee 123, Prenzlauer Berg
Lichtblick-Kino,Kastanienallee 77, Prenzlauer Berg
fsk Kino am Oranienplatz, Segitzdamm 2, Kreuzberg
IL KINO,Nansenstraße 22, Neukölln
Wolf Kino, Weserstr. 59, Neukölln
Filmtheater Union Fürstenwalde, Berliner Str. 10, 15517 Fürstenwalde
EINTRITT
9 bis 11 Euro
PARTY:
Sa, 13.4.2024, 22 Uhr, Roadrunner’s Paradise Club
Saarbrücker Str. 24, Prenzlauer Berg