Filmplakat zum diesjährigen Festival (Foto: AS)
Filmplakat zum diesjährigen Festival (Foto: AS)

Jüdisches Filmfestival wird erwachsen

Mit einer wilden Mischung internationaler Filme zeigt das Festival zu seinem nunmehr drei jahrzehntelangem Bestehen die enorme Vielfalt des jüdischen Lebens. Vom Thriller über Komödien bis zum unter die Haut gehenden Dokumentarfilm laufen vom 18. bis 23. Juni 2024 in diversen Kinos vielfältige Arbeiten. Insgesamt hast Du die Qual der Wahl: 71 Filme aus 15 Produktionsländern wie unter anderem Kanada, Australien, Spanien oder selbstredend Israel flimmern über die Leinwand. Daneben kannst Du auf Panel-Diskussionen Wissenswertes erfahren. Herausgepickt sei das Werkstattgespräch Dagesh – Jüdische Kunst, hier werden spezielle Filmausschnitte gezeigt und gemeinsam mit den Macherinnen die kreativen Herausforderungen dargelegt. So erhältst Du einen Einblick in den Schaffensprozess jüdischer Regisseurinnen. Was Trauma, resultierend aus Terror und Gewalt, bedeutet und welche filmische Form dafür gefunden werden kann, wird in dem Panel Überleben, Sektion: Der Angst begegnen analysiert.

Natürlich stehen die beiden Wettbewerbe um den besten Spiel- und Dokumentarfilm auch dieses Jahr im Mittelpunkt. Die Jubiläumsausgabe hält hier verlockende Angebote bereit. So zum Beispiel in der Spielfilmsektion die französische Komödie A good Jewish Boy, in der Bellisha mit seiner Mutter Giselle nahe Paris‘ wohnt, wo nun auch der letzte koschere Laden schließt. Jetzt heißt es Abschiednehmen. Oder der Politstreifen The Goldman Case. Hier wird Goldman, Aktivist der Mai-Unruhen 1968 in Paris zu lebenslanger Haft verurteilt. Er unterstellt der Anklage Antisemitismus. Die Story mündet in ein beklemmendes Drama über die Gerichtsverhandlungen der 1970er-Jahre.

In der Doku-Sektion solltest Du, wenn Du Dich für zwischenmenschliche Beziehungen interessierst, Monogamia nicht verpassen. Regisseur Ohad Milstein begibt sich auf die Suche nach dem, was in Beziehungen irgendwann verlustig geht. Als Protagonisten dienen seine Eltern. Milstein stellt ihnen unbequeme Fragen, kramt private Aufnahmen aus dem Familienarchiv hervor und nimmt dann auch seine eigene Ehe unter die Lupe. Unbedingt sehenswert ist auch das von Laura Bialis verfilmte Leben Vishniacs. Die Bilder des in Russland geboren, 1938 in die USA emigrierten Fotografen und Biologen Roman Vishniac hielten in ikonischem Schwarz-Weiß die Berliner Vorkriegszeit fest. Lange Reisen führten das Multitalent auch in die Städte und Schtetl im Osten Europas, wo er den jüdischen Alltag einfing. Tochter Mara (2018 gestorben) erzählt in dieser prall gefüllten Filmbiographie vom Wirken ihres Vaters und verfolgt seinen Weg von der Oktoberrevolution über die Weimarer Republik bis zum Neustart in Amerika.

Die Ehre des Eröffnungsfilms am Dienstag im Hof des Kino Central obliegt der israelischen Produktion Running on Sand. Hier nutzt der aus Eritrea geflüchtete Aumari eine Verwechslung am Flughafen, um seiner Abschiebung aus Israel zu entkommen. Dabei nimmt er die Identität eines Star-Fußballers an. Dass er über so gar kein Talent diesbezüglich verfügt, ist nur eines seiner Probleme, die sich in der turbulenten Komödie auftun. Bleibt nur, die Daumen zu drücken, dass der Wettergott auch mitspielt.

Ein Dank gilt Programmdirektor Bernd Buder, der die tollen Geschichten zwischen Emotion und Reflexion, Tiefgang und Überflieger, Balance und Provokation recherchiert, gesichtet und bewertet hat. Fazit: Es ist Kino für alle!

Jüdisches Filmfestival Berlin und BrandenburgJFBB

In Berlin beteiligen sich folgende Locations an den Screenings:
Filmkunst 66 (Festivalzentrum), Bleibtreustr. 12, Charlottenburg
Bundesplatz-Kino, Bundesplatz 14, Wilmersdorf
Moviemento, Kottbusser Damm 22, Kreuzberg
Kino Krokodil, Greifenhagen Str. 32, Prenzlauer Berg
Open Air im Kino Central, Rosenthaler Str. 39, Mitte

Alle Spielstätten auf einen Click

Das komplette Programm von Dienstag-Sonntag.
Alle Filme und Sektionen.


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