Bruno und Pietro im Gras sitzend (Foto: polyfilm)
Bruno und Pietro im Gras sitzend (Foto: polyfilm)

Männerfreundschaft made in the Alps

Bruno lebt in Grana, einem kleinen Dorf im Aostatal. Leider sind von den 183 einstigen Bewohnern nur noch 14 in der Gemeinde, der Rest zog weg, auch Supermarkt, Schule und Kneipe sind verschwunden. So beginnt die Roman von Paolo Cognetti „Acht Berge“, für den er 2018 einen bedeutenden italienischen Literaturpreis gewann und der die Vorlage gibt. Der Gegensatz – die dort lebenden und teils unter prekären Umständen ihren Unterhalt verdienenden Menschen und die zu Besuch kommenden Stadtmenschen – bildet die Basis für die Verfilmung durch Felix von Groeningen und Charlotte Vandermeersch. Das belgische Duo ist für sein sensibles Drehbuch bekannt, man denke nur an „The Broken Circle Breakdown“, der einen tagelang nicht losließ. Nun führt es auch gemeinsam Regie.

Pietro, fast im gleichen Alter wie Bruno verbringt seinen ersten Bergsommer mit seinen Eltern aus Turin im Örtchen. Obwohl die Jungs kaum unähnlicher sein könnten, werden aus dem verträumten Städter und dem kräftigen Kuhflüsterer, dessen Vater die Familie verließ, Freunde. Sie lernen voneinander, balgen sich und nehmen eine wichtige Bedeutung im Leben des jeweils anderen ein. Auch stehen gemeinsame Wanderungen und das Erklimmen von Berggipfeln auf dem Programm, Bruno wird quasi in die Familie integriert. Ihm eine Ausbildung zu ermöglichen, ist ein inniges Anliegen Pietros Eltern (Giovanni und Francesca), das allerdings zur Trennung der Teenager führt. Sie verlieren sich im über die Jahre aus den Augen, finden aber zueinander zurück und unterstützen sich nach Leibeskräften.

„Le otto montagne“ – der viel romantisch klingendere Originaltitel, ist eine nuanciert inszenierte Männerfreundschaft, die mit wenig Worten auskommt. Eine der Hauptrollen spielt hier die magischen Landschaft mit ihren majestätischen Bergen, rauschenden Bächen und schattigen Tälern. Bebildert werden neben unterschiedlicher Lebenswege der Jungs, die im Verlauf der Zeit zu Männern werden, genauso der Verlust wie auch das trotzige Festhalten an Idealen. Mit emotionaler Kraft führen Vandermeersch und Groeningen durch die zwei Lebenskonzepte. Pietro geht nach Nepal und verlegt ein Buch. Bruno bleibt in der Region und wird sowas wie der Ersatzsohn von Pappa Giovanni. Das Thema Familie und Väter wird immer wieder verhandelt, sich der Geister abzuschütteln, gelingt nicht. Und so kehren sie auf Umwegen stets in die Berge zurück. Durch unverhofft eingebaute Wendungen gepaart mit feinen Zwischentönen vergehen die 147 Filmminuten, von denen man keine einzige missen möchte, unglaublich flugs. Kino, das nachhaltig berührt.

ZU SEHEN
Bali Kino, Teltower Damm 33, Zehlendorf
Do, 9.3.- Mi, 15.3.23, je 20.30 Uhr
B-ware! Ladenkino, Gärtnerstraße 19, Friedrichshain
Fr, 10. 3.23, 11.00 Uhr
So, 12. 3.23, 15.40 Uhr

Filmverleih: polyfilm.at

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