Filmstill der Doku von 2015 (©Andreas Voigt/Klaus-Dieter Schmutzer)
Filmstill der Doku von 2015 (©Andreas Voigt/Klaus-Dieter Schmutzer)

Alles andere zeigt die Zeit

Der Dokumentarfilm „Alles andere zeigt die Zeit“ von Andreas Voigt lief auch schon als Eröffnungsfilm im vergangenen Jahr auf der Dokfim Leipzig. Nun hat der Krokodilbetreiber Gabriel Hageni diesen Streifen, der Voigts gesamten Leipzig-Werke komprimiert,  in sein Kino geholt und auch geschafft, den ehemaligen DEFA-Filmer, herzulocken. Ein Grund mehr, sich das Zeitgemälde aus einer der damals aufregendsten Städte im Osten – Leiptzsch -anzuschauen.

Im Mittelpunkt stehen die drei Protagonisten Sven, Isabel und Renate, damals um die 14, 15 Jahre jung. Der Skinhead plant, tatsächlich häuslich zu werden und will heiraten.

Sven, damals und heute Isabell, damals und heute (©Andreas Voigt/Klaus-Dieter Schmutzer)
Sven, damals und heute (©Andreas Voigt/Klaus-Dieter Schmutzer)

Isabel gibt ihre Punk-Philospophie auf und feilt an einer bürgerlichen Existenz in Schwaben. Sie legt wohl die krasseste Wandlung, zumindest, was das Äußerliche betrifft, an den Tag.

Renate, die Journalistin ist, will ihre IM-Vergangenheit hinter sich lassen und einen Neubeginn anstreben. Sie meistert das Leben nicht mehr und bringt sich 2001 um. Die Tochter Jenny berichtet anstelle ihrer.

Der Leipzig-Zyklus reicht bis vor 3o Jahren zurück. Die Bilder des geschundenen Vietels Plagwitz strukturieren den sechsten Teil der Dokumentaion und rufen Assoziationen an Dresens „Als wir träumten“ hervor. In der Messestadt prallen die Konflikte aufeinander, Probleme lagen offen zutage. Die Arbeiterklasse reibt sich an der Intelligenzschicht und der Bohéme. Das alles wird durch die Bilder, den Dreck, das Licht gespiegelt.

Voigts Werk erfasst soziale Zusammenhänge in einer genauen Bildsprache und lebt von der empathischen Nähe zu den Protagonisten, besonders ist es aber als Montage-Großleistung zu betrachten. Der Regisseur verknüpft virtuos Material aus dem 25. deutschen Wiedervereinigungsjahr mit Bildern der Lethargie des Ostens, des Aufbruchs ’89 und der Nachwende-Ankunft. Bis zum Schluss gelingt es, alle Erwartungen und gängige Urteilsmuster zu unterlaufen und die sich über einviertel Jahrhundert erstreckende Bewegtbild-Bilanz fällt relativ nüchtern aus.

„Der Dokumentarfilm kann die Welt nicht verändern, aber sie gut beschreiben“ ist eine vortreffliche Aussage Voigts – q.e.d.

Do, 28. Januar 2016, 20 Uhr
Kino Krokodil, Greifenhagner Str. 32
Eintritt: 6,50 Euro

Im Anschluss gibt es ein Filmgespräch mit Regisseurs Andreas Voigt.
Hier ein Auszug aus dem Gespräch mit ein paar Hintergründen zur „Leipzig-Reihe“ und Fragen aus dem Publikum.

Ich verlose hier 1×2 Freikarten. Bitte trag Deine email in den Kommentar ein, wenn Du gewinnen möchtest.

Der Film läuft noch am Sonntag, 31.1. , 15:30 Uhr  im fsk, Segitzdamm 2, Kreuzberg. Auch hier wird Andreas Voigt zu Gast sein
Und weiterhin im Krokodil, jweils 20:30 Uhr

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