Ernst-Thälmann-Denkmal im gleichnamigen Park (Foto: AS)
Ernst-Thälmann-Denkmal im gleichnamigen Park (Foto: AS)

Berlin Beats: Kopf Faust Fahne

Hinter diesem, etwas sperrigen Titel verbirgt sich das geniale Projekt von Betina Kuntzsch, das innerhalb des 37. Kurzfilmfestivals interfilm nun auch dem breiteren Publikum zugänglich gemacht wird.

Im Mittelpunkt steht das Denkmal des einstigen Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschland – Ernst Thälmann. In der ehemaligen DDR fand er in allen Geschichtsbüchern Respekt und Beachtung, denn er kündet vom Sieg des Kommunismus. Liebevoll Teddie genannt, wurde er zum Helden stilisiert. Das dem 1933 in Buchenwald ermordeten Politiker gewidmete Denkmal zeigt ihn mit erhobener Faust, stets zum Kampf bereit. In der Bevölkerung stieß der Klotz, den der sowjetischen Bildhauers Lew Kerbel schuf, auf wenig positive Resonanz, zu schwer und klobig, am liebsten abreißen. Auch die Figur Thälmanns selbst sorgt für Kontroversen: einst Held, Vorbild oder doch stalinistischer Handlanger? Der Koloss aus Bronze jedenfalls überlebt den 1993 gefassten Beschluss und die politischen Umbrüche. Seit 2014 steht das Monument nebst Wohnbauten unter Denkmalschutz.

Filmemacherin Kuntzsch, Ostberlinerin, 1963 in Prenzlauer Berg und ganz in der Nähe des Thälmann-Parks aufgewachsen, setzt sich mit dem Park, in dem früher das Gasometer stand und in den 80ern besagtes Mahnmal errichtet wurde, intensiv auseinander. Ihr Kunst-am-Bau-Projekt gibt sie den Namen VOM SOCKEL DENKEN. Es werden fünf Sockel oder auch Kisten aus Holz auf der Fläche vor dem Denkmal aufgestellt, die mittels QR-Code Ergebnisse ihres Schaffens präsentieren: Zehn essayistisch Kurzfilme bieten ein Potpourri aus eigenen Erinnerungen, derer von Freunden, Schulkameradinnen als auch Anwohnern. In Animationen kombiniert die Künstlerin historische Fotografien, Dokumentarmaterialien und Bewegtbilder aus diversen Archiven. Diese kannst Du dann direkt vor Ort auf Deinem Smartphone anschauen oder auch zuhause auf dem Sofa, klassisch im Netz. (klick)

Die Filme des Programms als Teil des Projektes VOM SOCKEL DENKEN wurden im Ergebnis eines ausgelobten Wettbewerbs zur Künstlerischen Kommentierung des Ernst-Thälmann-Denkmals umgesetzt. Hierbei trat das Bezirksamt Pankow als Ausschreiber auf.

Ort der feierlichen Übergabe
Ernst-Thälmann-Denkmal, Greifswalder Str. 52, 10405 Berlin
Do, 18.11.21, 14 Uhr

Indoor-Screenings:
Do, 18.11.21, 18.30 Uhr im Kino des Zeiss-Planetarium, Prenzlauer Allee 80, 10405 Berlin
Tickets
Fr, 19.11.21, 16.30 Uhr, Babylon 2, Rosa-Luxemburg-Straße 30, 10178 Berlin, Tickets 

Die Filme:
Vom Sockel denken (1:37 min) – Prolog
Ich sehe was (3:34 min) – Am 15. April 1986, zum 100. Geburtstag Ernst Thälmanns, wird das Denkmal enthüllt und das Wohngebiet eingeweiht
Flocke (4:53 min) – Aufwachsen und Alltag im Prenzlauer Berg 1965-1989
Kohlepalme (4:44 min) – Die Städtische Gasanstalt IV versorgt den Prenzlauer Berg 1900 – 1981
Irmas Teddy (6:00 min) – Eine mögliche Biografie Irma Thälmanns, konstruiert aus Archivmaterial – unter anderem Berichten der „Thälmannkuriere” – und Zitaten aus ihrem Buch „Erinnerungen an meinen Vater“ 1919-2000
Immerdar (2:51 min) – Ein poetisches Zwischenspiel, Gedicht von Kathrin Schmidt 2021
Edelplatte (6:00 min) – Im Thälmannpark werden 1983-86 1344 Wohnungen gebaut. Im Juli 1984 ziehen die ersten Mieter ein
Halstuch (4:17) min – Der Pionierorganisation „Ernst Thälmann” gehören in der DDR fast alle Schüler von der 1. bis
zur 7. Klasse an. Sie tragen ein blaues Halstuch. Seit 1973 wird den Thälmannpionieren (Klasse 4 bis 7) das rote Halstuch verliehen
Gasometer (6:51) min – Am 28. Juli 1984 werden die drei Gasometer gesprengt – trotz Bürgerprotesten und Nutzungskonzepten für die Industriedenkmäler
Kopf Faust Fahne (5:17) min – Das Thälmann-Denkmal wird 1986 aufgestellt – drei Jahre vor dem Mauerfall. Eine Entstehungsgeschichte mit Alternativen 1983 – 2020

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