Die Neue Schule für Fotografie in Berlins Mitte hat sich als fester Bestandteil der fotografischen Szene etabliert. Sie bildet mit erfahrenen Dozent*innen, die selbst im künstlerischen und angewandten Bereich tätig sind, nicht nur aus, sondern vesteht sich auch als Präsentationsplatform. In ihrer Galerie finden jährlich bis zu sechs Austellungen statt.
Eine davon hat am Samstag, 2. November im Rahmen des Tags der offenen Tür ihre Pforte geöffnet. Zum Gedenkjahr „30 Jahre Mauerfall“ konzipiert, zeigen hier fünf Fotografen*innen einen Ausschnitt ihrer Arbeiten. Sie alle haben die Berliner Mauer hautnah miterlebt und die Wendezeit aus ihren ganz persönlichen Blickwinkeln in ihren Fotos festgehalten.
So ist da der 1961 in Sachsen geborene Bertram Kober, der die Montagsdemonstration am 30. Oktober 1989 in Leipzig dokumentierte. Dazu kletterte er auf ein Trafohäuschen am damaligen Karl-Marx-Platz, wo die enorme Menschenmenge gut zu überblicken war und machte mit seiner Kleinbildkamera fünf Aufnahmen, die er dann zu einem beeindruckenden Panorama zusammenfügte.
Oder Ina Schröder, gebürtige Lichtenbergerin, die unbedingt in den Westen wollte. Nach drei Jahren war es dann auch endlich so weit, der Ausreiseantrag wurde genehmigt und die Entlassungsurkunde aus der Staatsbürgerschaft der DDR hängt hier in der Schau als Beweis. Schröder leitet eines der inzwischen letzten analogen Schwarzweißlabore Berlins. Seit über nunmehr fast fünfzehn Jahren erarbeitet sie selbst gesuchte Projekte, die sie in Fotos umsetzt.
Arne Reinhardt, Jahrgang 1969, machte zunächst in Leipzig eine Ausbildung zum Holzmodellbauer. Später war er von Experimenten in der Dunkelkammer von Freunden so begeistert, dass er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Fotografie studierte. Seit 1998 ist er als freischaffender Künstler in Leipzig und Berlin tätig. In der Ausstellung ist er nur mit einem Werk vertreten.
Momente aus der U-Bahn fängt der in Schwaben geborene Marc Volk in seinen Bildern ein. Zwischen November 1990 und Juli 1991 fotografierte er hier Menschen, die zwischen Ost und West, zwischen Hoffen und Bangen pendeln. Die Zeit damals war von Offenheit, Neugierde, Unsicherheit und Konsum geprägt. Eigentlich wollte der 52-jährige die Bilder in die Bewerbungsmappe fürs Studium stecken, dazu kam es nie. Nun werden sie in deesem Rahmen erstmalig dem Besucher präsentiert.
Die fünfte im Bunde, Eva Bertram, wuchs auf dem Land nahe Freiburg auf. 1984 zog sie nach Berlin und pendelte dann zwischen Berlin und Essen, Ort ihres Kommunikationsdesignstudiums. Sie gibt in ihren Fotos Einblick in das Lebensgefühl als 25-jährige Transitlerin. Und zeigt außerdem Arbeiten mit einer Tessina – u.a. zu Spionagezwecken eingesetzt – entstanden. Diese Art des heimlichen Fotografierens greift Bertram auf und fotografiert 1993 in der damaligen Linie A, heute U2.
Alle fünf Fotografen sind auch als Dozenten an der Schule tätig. Bertram Kober hat die Ausstellung kuratiert. Viel Vergnügen beim Erkunden.
LOCATION:
Galerie der Neuen Schule der Fotografie
Brunnenstr. 188-190
Berlin-Mitte
ÖFFNUNGSZEIT:
Do-So, 13-18 Uhr
bis zum 8. Dezember
EINTRITT:
frei
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