Oliver Tautorat aka Kalle mit Premierenkeks und seinem Konterfei von Weddinger Bäckerei, Foto: AS
Oliver Tautorat aka Kalle mit Premierenkeks und seinem Konterfei von Weddinger Bäckerei, Foto: AS

Immer wieder zur Prime Time

Kinder, wie die Zeit vergeht …!“, pflegte meine Großmutter immer zu sagen. Und an diesem Projekt wird es einmal mehr deutlich. Das Weddinger Prime Time Theater lüpfte tatsächlich von zwanzig Jahren seinen Vorhang das erste Mal. Am 10. Januar 2004 ging ergo die erste Folge der frischgebackenen Sitcom, in der Besetzung des Duos Oliver Tautorat und Constanze Behrends über die Bühne.

Nun, zum runden Geburtstag wartet das Team mit dem neu geschriebenen Stück als Doppelfolge In einem Wedding vor unserer Zeit“ auf. Und Crew-Urgestein Tautorat aka (unter anderem) Kalle plus Vokuhila und Schnauzer heizt auch gleich richtig ein mit einer Art Ritual, in dem der Akkusativ geübt wird: „Wen oder wat freu ick?“ – „Mir!“ gibt das Publikum lautstark zurück. Und nachdem er kurz den Ablauf der Welturaufführung der Jubiläumsfolge Teil 1 erläutert, ruft er: „Seid ihr alle bereit?“ – „Jaaaa!, grölen die Fans. Und davon scheint es viele in der Menge zu geben.

Postbote Kalle mit dem wunderbaren gelben Prost-Shirt ist zweifelsohne die populärste Figur. Nun steckt er in Schwierigkeiten, denn bei einer Zeitreise ist er seinem früheren Ich begegnet und hat aus Versehen seine wahre Identität kundgetan. Das Chaos ist vorprogrammiert, Realität und Fiktion im Theater wirbeln heillos durcheinander. Glücklicherweise hat er eine Verbündete, und das ist Workoholic Margit, die das Bürgeramt leitet und keinen Feierabend kennt. Sie hilft Kalle, den Schlüssel zu der Tür zu seinem alten Leben wieder zu finden.

Zwischendurch erfährt der geneigte Zuschauer mit Hilfe von Einspielern „Was bisher geschah“ höchstamüsante News, macht Bekanntschaft mit dem Dönerspieß, der Dönerilogin, dem Speckzit (Spoiler: kleine Anlehnung an den Brexit ), lernt Jenny vom Inkassounternehmen Geil und Geizig kennen und noch besser: Filmproduzent Claudio Fabrizio.
Auch göttlich, wenn „Was wurde aus …“ über die Leinwand flimmert. Da tauchen dann ehemalige Weggefährten auf wie die Aromatherapie anbietende Ehefrau und ihr schwäbischer Gatte – Initiator einer Männerstillgruppe.

Durch die familiäre Atmosphäre im Theater kannst Du Dich schnell auf die Gags einlassen, und Humor stirbt bekanntlich ja nie. Schöne Zitate aus der Rocky Horror Picture Show, dem Terminator, Fack ju Göhte oder Anleihen bei Loriot zaubern breites Grinsen auf die Gesichter. Und als Dönerbudenbesitzer Achmed nach Streitigkeiten mit Kalle von der Post und dem Konkurrenten von der Biberpost ausruft: „Ich komme mir schon vor wie ein Deutscher„, lacht der ganze Saal. Nach 20 minütiger Pause im angeschlossenen, leider extrem musikbeschalltem Café geht’s weiter in Teil 2 mit einer Pastorenfamilie aus Haßleben, deren Kids einen Gothic Döner aufmachen wollen. Später verwandelt sich Kalle mal kurz in Rammstein-Frontmann Lindemann mit heißer Lederhose, Tina und Sina bieten ihren Song „Scheißegal“ dar, und Produzent Claudio mit coolem Volsbühnen-Shirt schafft es endlich, seine Mutter mal anzurufen – nach 20 Jahren. Auch herrlich: Die „Gute Nummer-Schlechte Nummer-Charts-Show“ mit Molly van de Lina, die Linda de Mol zufällig sehr ähnelt. Soviel sei verraten: Der Schlüssel taucht schlussendlich an einem ungewöhnlichen schaumigen Ort auf und Margot ruft noch: „Bitte warte Kalle! Ich habe vergessen, Dir zu sagen, dass ich mich auf der anderen Seite an nichts von alledem erinnern werde.

Als Zuschauer wirst Du Dich sehr wohl an eine extrem kurzweilige, enthusiastische und zeitaktuelle Darbietung erinnern, die ungeheuer Spaß macht. Du spürst die Leidenschaft der wandelbaren Schauspieler mit jeder Faser, und das geht hier im Wedding besonders gut. Also weiter empfehlen und reingehen!

Besetzung: Armin Sengenberger, Oliver Tautorat, Josefine Heidt, Ryan Wichert, Susanna Karina Bauer
Und für die scharfen Kostüme können wir übrigens Rudi Scharff danken – kein Witz!

LOCATION:
Prime Time Theater
Müllerstraße 163/ Eingang Burgsdorfstraße
Berlin-Wedding

AUFFÜHRUNGEN TEIL EINS:
So, 21.1.24, 16 Uhr
Mi, 24.1. +Do,25.1., je 19.30 Uhr
Fr, 26.1., + Sa, 27.1., je 20.15 Uhr
bis 9. März immer von Mi bis Sa oder So

AUFFÜHRUNGEN TEIL ZWEI:
Fr, 12.4.24, 20.15 Uhr (Premiere)

ALLE TERMINE auf der Website

TICKETS
Je nach Kategorie von 19 bis 29 Euro


One thought on “Immer wieder zur Prime Time

  • Ich war dabei.
    PPTT….Prime Time Jubiläum.
    Unterhaltsam, von de Basis, Zensusfrei.
    was fuer Berliner&Zugereiste.
    Respekt den Machern mit Herzblut..
    Lang lebe Spandau!
    Ralfino

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