Die animierte Figur von Tschick im Abspann (©StudioCanal Deutschland)
Die animierte Figur von Tschick im Abspann (©StudioCanal Deutschland)

„Tschick“ in der Mediathek

Ja, die Zeit galoppiert uns davon. Es ist tatsächlich schon vier Jahre und vier Monate her, dass „Gegen die Wand“-Regisseur Fatih Akin die gelungene Verfilmung des gleichnamigen Romans von Wolfgang Herrndorf aus dem Jahr 2010 auf die große Leinwand zauberte. Das allerdings erst im letzten Drittel, weil der ursprüngliche Regisseur David Wnendt wegen Unstimmigkeiten bei der Produktion absprang. Falls Du damals verpasst hast, den Kinosessel zu drücken, kannst Du Dir die Geschichte der beiden Außenseiter jetzt gemütlich auf dem heimischen Sofa anschauen.

Der Plot: Dem 14-jährigen Maik geht es so schlecht nicht, denn er wohnt mit seinen, wie es scheint, recht wohlhabenden Eltern in einem coolen Haus mit Swimmingpool. Allerdings wird er in der Schule manchmal als Psycho beschimpft, meistens aber einfach ignoriert. Im Falle der hübschen Klassenkameradin Tatjana wurmt ihn das besonders, weil er ein Auge auf sie geworfen hat. Das ändert sich, als ein Neuer in der Klasse aufkreuzt und neben Nerd Maik gesetzt wird. Tschick, der aus Russland stammende, alles andere als unscheinbare Teenager, lebt in einem der Hochhäuser in Berlin-Marzahn. Durch seine Andersartigkeit und Coolness fängt er sich bald Respekt an der Schule ein. Nach anfänglicher Skepsis nähern sich die beiden Jungs an. Als die großen Ferien beginnen, steht Tschick mit einem geklauten Lada vor Maiks Tür. Prompt brechen die zwei Kumpels ohne Karte und Kompass auf und wollen Tschicks Onkel in der Walachei einen Besuch abstatten. Soweit kommt es dann zwar nicht, aber es beginnt eine abenteuerliche Reise durch die ostdeutsche Provinz, in deren Verlauf Maik erwachsen und beide sehr gute Freunde werden.

Natürlich sind die gemeinsamen Erlebnisse etwas überspitzt, aber der Film vermag es, die alltägliche Gefühlswelt eines Heranwachsenden trefflich zu transportieren und greift dabei auch wesentlich Fragen auf, die jeden umtreiben, jeden Alters: Wer bin ich? Was will ich? Worauf kommt es im Leben an? Und nebenbei kannst Du in sommerlichen Aufnahmen eines ländlichen Deutschlands schwelgen, die in der Tat Lust darauf machen, gar nicht so in die Ferne zu schweifen, sondern einfach ein paar Habseligkeiten einzupacken und durchzustarten. Mal Hand aufs Herz, hättest Du nicht auch Lust, bei dem Duo einfach auf die Hinterbank ins Auto zu krabbeln, gemeinsam mit ihm die Gegend unsicher zu machen und richtig gute Action zu erleben …

Zudem kannst Du Dein Wissen über den gebürtigen Hamburger und Bestsellerautoren Wolfgang Herrndorf vertiefen, denn die Mediathek hält auch noch eine kurzweilige Dokumentation der Reihe Südlicht bereit. Herrndorf, der 2013 Suzid wegen diagnostizierten Gehirntumors beging, war nämlich nicht nur ein begnadeter Schriftsteller, sondern auch ein äußerst talentierter Illustrator und Maler.

WO?
ARD Mediathek: Film
ARD Mediathek: Doku

WIE LANGE?
bis 1.2.2021
bis 20.7.2021

CAST:
Maik Klingenberg – Tristan Göbel
Tschick – Anand Batbileg

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert