Gott lebt in Brüssel und ist ein Tyrann. Nicht nur zu seiner Frau und seiner Tochter ist er hinterfotzig und fies. Auch den Menschen macht er mit diebischer Schadenfreude das Leben schwer. Das brandneue Testament, passend zur Weihnachstzeit in hiesigen Kinos gelandet, lief breits in diesem Jahr in Cannes mit großem Erfolg.
Wir befinden uns in der Gegenwart, in Brüsssel und erleben Gott in einem erbärmlichen Zustand. Mit Adiletten, im abgeranzten Bademantel und einer Flasche Bier in der Hand sitzt er vor seinem Rechner, denkt sich übelste neue Gebote aus oder übt mit Modellbauten schon mal vorab Flugzeugabstürze und andere Naturkatastrophen. Seine zehnjährige Tochter Éa schaut sich das nur kopfschüttelnd mit an und beschließt, der Welt Gutes zu tun und ein neues Testament schaffen. Dazu braucht sie sechs neue Jünger. Insgesamt sollen es 18 werden wie beim Baseball, weil ihre Mutter großer Fan. Zunächst verschickt sie allerdings vom Rechner ihres garstigen Vaters an jeden Menschen eine SMS, in der der Todeszeitpunkt auf die Minute genau steht. Dann macht sie sich mithilfe ihres Bruders Jesus aus dem Götterstaub ab in die reale Welt. Auf der Erde angekommen, pickt sich sechs Schicksale raus und begleitet diese Personen als neu gewonne Jünger auf ihren letzten Wegen.
Der Film spielt wunderbar mit dem Klischee des großen und kleinen Gottes. Es geht um die großen und kleinen Fragen unseres Lebens. Wie gestalten wir die letzten Jahre, Monate, Sekunden unseres Daseins? Wie selten wird wirklich nach innigen Wünschen gelebt, und wie groß ist das Glück, wenn wir uns doch trauen? Hier ein couragierter Auftritt von Filmdiva Catherine Deneuve, die sich in einen Gorilla verliebt und mit ihm fortan das Bett teilt.
Die Komödie ist voller visueller grandioser und skurriler Einfälle. Besonders schön: Die Gottestochter gibt den Menschen eine innere Musik mit, Jahrmarktsmusik für Catherine Deneuve, Charles Trenets Chanson ‚La mer‘ für den kleinen Jungen oder Händel für den sexsüchtigen Brillenträger.
Jaco Van Dormael amüsante Filmfantasie sollte man sich keinesfalls entgehen lassen.
Darsteller: Benoît Poelvoorde, Yolande Moreau, Catherine Deneuve
Regie: Jaco van Dormael
Länge:115 min.
Regie: Jaco van Dormael
Länge:115 min.