Szenenfoto aus #BerlinBerlin (© Jörg Metzner)

#BerlinBerlin

Vier Theaterautor*innen konzipierten in einem kollektiven Schreibprozess ein Stück über das Leben in einer geteilten Stadt. Da war es nur von Vorteil, dass sie ein so vielschichtiges Team – aus dem Osten und Westen stammend und sowohl vor als auch nach der Wende geboren – bildeten. Herausgekommen ist eine berührende Zeitgeschichte über das Leben in Ost- und Westberlin , die unter anderem die Frage nach einer Sinnhaftigkeit von Mauern stellt.

Im Mittelpunkt der Aufführung stehen zwei Familien, die den Bau der Mauer 1961 live und in Farbe serviert bekommen, durch sie getrennt werden, aber den Sturz des Schutzwalls auch wieder miterleben.
Dadurch, dass ein Arbeiten im Westteil der Stadt zuvor möglich war, nutzen dies viele Einwohner aus Ostberlin. So auch Ingos Vater. Tja und dann an dem historischen Tag im August kreisen seine Gedanken um Rückkehr oder Bleiben. Das wirklich Prekäre daran: Seine schwangere Frau entbindet gerade sein Kind – Klein Ingo. Dieser wird leider auf seinen leibhaftigen Pappa vergebens warten müssen. Daddy gibt dem Job und dem scheinbar besseren System den Vorrang und gründet eine neue Familie in West-Berlin. Ingos Mutter hingegen versucht, das Geschehene zu verdrängen. Ingo schmiedet in seiner Clique Pläne, abzuhauen. Als er endlich ganz legal per Antrag in den Westen ausreisen darf, zeigt das Kalenderblatt den 9. November 1989, und die Grenze ist unverhofft offen.

Das Ensemble von #BerlinBerlin. (Foto: Anne Schüchner)

Das wirklich ambitionierte Schauspiel-Ensemble, nur aus sechs Akteuren bestehend, legt eine Performance vom Feinesten hin. In Windeseile schlüpfen die Protagonisten in eine neue Rolle nebst neuem Outfit und verkörpern so drei Generationen in über drei Jahrzehnten. Noch dazu setzen sie sich, ganz in alter Gripstheatermanier, an ein Instrument oder intonieren einfach so die Songs. Das gibt der Inszenierung einen irren drive und Langeweile kommt keine Sekunde auf. Das reduzierte, klare Bühnenbild spiegelt die Stimmung perfekt wider und funktioniert auf beeindruckende Art.

Wenn Du Dich über Berlin und seine Geschichte des Mauerbaus informieren willst, ist das die spielerischste und charmanteste Variante seit langem. Man lernt in dem kraftvollen Stück viel über Befindlichkeiten in Ost und West, und ganz nebenbei entdeckst Du die sympathische Spielstätte des Theater Strahls am Ostkreuz.

Zu Recht erhielt #Berlin Berlin den Friedrich-Luft-Preis der Berliner Morpgenpost für diese gelungene zeitgeschichtsgetränkte Inszenierung.

TERMINE:
Fr, 7.6., 19.30 Uhr
Sa, 8.6., 20 Uhr

SPIELORT:
STRAHL.Halle Ostkreuz
Marktstraße 9-12
10317 Berlin

EINTRITT
16,-/erm. 10,- €

ES SPIELEN:
Nora Decker
Beate Fischer
Josephine Lange
Oliver Moritz
Justus Verdenhalven
Raphael Zari

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert