Filmstill aus "Sag Du es mir" (© missingFILMs)
Filmstill aus "Sag Du es mir" (© missinigFilms)

Nichts ist, wie es scheint in: „Sag Du es mir!

Vor einem Jahr feierte der Film seine Festivalpremiere auf dem Festival Ludwigshafen, wo er den Filmkunstpreis einheimsen konnte. Nun hatte er endlich letzte Woche seine Kinopremiere, und Du solltest ihn keinesfalls verpassen. Es ist die in Versatzstücken erzählte Geschichte einer Familie, genaugenommen zweier Schwestern, die einem sehr sensibel, mit gewisser Spannung und in raffinierter Narration näher gebracht wird.

Zum in drei Kapitel gegliederten Plot: Silke, die in einem Schiffshebewerk arbeitet und in Potsdam auf dem Kiewitt in der hübsch restaurierten Platte wohnt, wird eines Tages ohne nachvollziehbaren Grund von einer Brücke gestoßen. Zum Glück fällt sie in die Havel. Dennoch gestaltet sich ihr Leben danach nicht mehr wie zuvor. Ihre Schwester Moni kehrt aus Malle zurück, um ihr beizustehen.
Von der Justiz ist keine große Hilfe zu erwarten, der Täter ist und bleibt unbekannt. Und da Silke den Sturz überlebt hat, wandert der Fall zu den Akten. So leicht lässt sich Moni aber nicht abspeisen, sie macht sich in Eigenregie auf die Suche nach dem Täter. Ihre Schwester soll nichts davon erfahren, denn sie weiß, dass Silke ihre Hilfe nicht akzeptieren würde. Dabei kommt ihr ganz zupass, dass Polizeischüler Deniz ihre locker-witzige Art etwas missverstanden hat, sie dennoch mit Ermittlungen unterstützt.
Und wer ist nun dieser Brückenschubser? René wohnt auch im Hochhaus gegenüber, steht eigentlich voll im Leben, hat einen krisensicheren Job, gute Freunde. Ihm ist es selbst ein Rätsel, warum er Silke von der Brücke stieß. Er versucht nun fiebernd, Ursachen zu finden, analysiert und wird mehr und mehr durch Selbstzweifel geplagt. Als er Silke eines Tages wieder trifft, nimmt er die Verfolgung auf.

Der 27-jährige Autor und Regisseur Michael Fetter Nathansky erzählt in seinem In seinem Abschlussfilm an der Filmuniversität Babelsberg ein Verbrechen aus drei unterschiedlichen Perspektiven. Er treibt ein subtiles Spiel mit der Wahrheit, sukzessive werden die blinden Flecken und fehlenden Teilchen, die dem Zuschauer kredenzt werden, ausgefüllt und das Puzzle nimmt Gestalt an. Ihm ist ein tiefgründiger Film über Einsamkeit und echte Zuwendung gelungen. Besonders Spaß macht das natürlich auch durch die wunderbaren Schauspieler, die mit einer Intensität bei der Sache sind, das es Dir manchmal den Atem stockt. Einzig störend vielleicht, dass durch die Bank weg alle Protagonisten berlinern, was das Zeug hält. Aber das Schnoddrige traut sich kaum noch jemand und soll eine gewisse Authentizität vermitteln. Verständlich, wenn man weiß, dass Nathansky aus Köln stammt. Auch die Auflösung ist etwas diffus, die Charaktere der beiden Schwestern sind klar gezeichnet, was Renés Motivation angeht, weiterhin eine kleine gewalttägige Ader ausleben zu müssen, bleibt im Dunkeln. Was aber dem unterhaltsamen Spiel keinen Abbruch tut und den Film nicht weniger poetisch macht.
Vor allem Potsdamer*innen werden beim Anschauen ihre Freude haben und eine Ecke ihrer Stadt, in der sie wahrscheinlich nicht so oft sind, wiederentdecken.
Unbedingt noch schnell reingehen, ab Montag ist Schicht im Schacht.

LÄUFT IM:

Acud, Veteranenstr. 21, Mitte
Do, 29.10., 21 Uhr im Acud

Central, Rosenthaler Str. 39, Mitte
Do, 29.10., Sa 31.10., je 20 Uhr
Fr, 30.10., 20.45Uhr
So, 01.11., 19.45Uhr

fsk, Segitzdamm 2, Kreuzberg
Sa, 31.10. + So, 1.11. , je 15.45 Uhr

Klick-Kino, Windscheidtstr. 19, Charlottenburg
o, 29.10. + Fr, 30.10., je 17.30 Uhr

Zukunft am Ostkreuz, Laskerstr. 5
Do, 29.10.- So, 1.11., je 22.30

CREDITS
Drehbuch & Regie: Michael Fetter Nathansky
Kamera : Leander Ott
Cast :
Moni – Christina Große,
Silke – Gisa Flake
René – Marc Ben Puch

Länge: 104 min

VERLEIH
www.missingfilms.de

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