Alte Ausgabe der Sibylle (Foto: AS/Willy Brandt Haus)

SIBYLLE

Der bekannteste Mode- und Kulturzeitschrift der DDR Sibylle, benannt nach ihrer Gründerin Sibylle Gerstner, wird in dieser umfassenden Schau ein würdiges Denkmal gesetzt.

Die Zeitschrift wurde 1956 mit der Intention ins Leben gerufen, den Leserinnen in der DDR ein Modemagazin von internationalem Format anzubieten. Als Vorbilder dienten die Brigitte und Vogue, denen es Konkurrenz zu machen galt. Auch sollte die Zeitschrift Sibylle den Aufbau einer neuen Gesellschaftsordnung transportieren. Seit Ende der 60er definierte sich das Journal als Zeitschrift für Mode und Kultur. Es erschienen Texte über die alltagsgerecht designte Kleidung für die werktätige Frau, und der Kulturteil zielte auf den Entwurf einer zeitgemäßen Lebensweise in der jungen Deutschen Demokratischen Republik.

Cover der Januar 1956- und Februar 1978-Ausgaben, (Foto: AS/Willy Brandt Haus)
Cover der Januar 1956- und Februar 1978-Ausgaben, (Foto: AS/Willy Brandt Haus)

Von Anfang an gab es einen großen run auf die Zeitschrift, die sechsmal im Jahr rauskam. Und frau sich glücklich schätzen durfte, überhaupt ein Exemplar ergattert zu haben. Zum besonderen Flair des Blattes trugen anfangs die schillernden Farben der Titelbilder bei. Sie zeigten einen Typ weiblicher Eleganz, der allerdings keinen Bezug zum politischen Geschehen nahm.

Später änderte sich der Look und die Fotos als bildliche Dartstellung von Mode einerseits und als künstlerische Interpretation andererseits erzielten eine doppelte Wirkung. Die Art und Weise des Fotografierens verknüpfte modische Aspekte mit erzählerischen Elementen.

Im Fokus der Ausstellung stehen nun dreizehn namhafte Fotografen: Sibylle Bergemann, Arno Fischer, Ute Mahler, Werner Mahler, Sven Marquardt, Elisabeth Meinke, Roger Melis, Hans Praefke, Günter Rössler, Rudolf Schäfer, Wolfgang Wandelt, Michael Weidt, Ulrich Wüst, die den fotografischen Stil des Magazins entscheidend prägten.

In einem Umfeld, in dem das gesellschaftskritische Potential der Fotografie stetig ins Bewusstsein rückte, wurde der Sonderstatut der Sibylle noch verstärkt. Visuelle Alternativen wurden in kaum einer anderen Zeitschrift derart geboten.

Davon kannst Du Dir im Willy-Brandt-Atrium ein Bild machen. In kreativ dargebotenem Faltenlook werden Cover und Textseiten aneinandergereiht. Großformatige Fotos schmücken die Etagen links und rechts des Fahrstuhl. Im dritten Stock geht es dann eher in Schwarzweiß weiter. Eine sehr gelungene, vielschichtige Ausstellung, die Du nicht verpassen solltest.

WANN?
tgl. 10-18 Uhr, montags geschlossen
noch bis zum 25. August

WO?
Willy-Brandt-Haus
Wilhelmstraße 140
Berlin-Kreuzberg

FÜR
freien Eintritt, aber Personalausweis o.ä. mitbringen

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