Eingang zu Banksy-Ausstellung (Foto: Anne Schüchner)
Eingang zur Banksy-Ausstellung, Foto: AS

Kapuzenmann: Banksy

Spätestens seit sein Bild Girl With Balloon im Jahr 2018 für 1,4 Mio US Dollar bei Sotheby’s unter den Hammer kam und halb geschreddert wurde, hast Du sicherlich auch schon von dem Künstler, der aus der Untergrund­szene Bristols kommt, gehört. Nun kannst Du ihn in der spektakulären Schau Banksy – A vandal turned idol genauer kennenlernen und in die Welt des Street-Art-Künstlers, von dem keiner genau weiß, wer er ist, und seine enorm vielfältige Kunst eintauchen.

Immer wieder mit sorgte der Brite mit beeindruckenden, oft humorvollen, aber auch gerne kritischen Aktionen für Aufmerksamkeit. In der Schau kannst Du 18 Originalwerke und mehr als 40 Prints aus privaten Sammlungen begutachten. Natürlich ist auch das oben genannte Mädchen mit dem roten Ballon dabei, das in Großbritannien laut Umfragen zu den beliebtesten seiner Werke gehört. Die unauthorisierte Ausstellung ist in wichtige Abschnitte wie Konsum, Politik, Protest, Polizei, Krieg, Zusammenarbeit, Dismaland (Disney lässt grüßen) und Ratten gegliedert. Der Audioguide, den Du Dir unbedingt per QR-Code auf die Ohren holen solltest, führt Dich durch das Schaffen Banksys und erzählt teils die spannenden Entstehungsgeschichten oder Backgrounds der Bilder. Wenn Du Dir eigene Kopfhörer mitnimmst, kannst Du noch besser eintauchen und musst Deine Nachbarn nicht mit dem Handyton nerven. Zu jedem ausgestellten Werk lassen sich Informationen abrufen. Nimm Dir auf jeden Fall viel Zeit mit, denn die Fülle der ausgestellten Arbeiten kann einen sonst schier erschlagen.

Besonders gefallen hat mir seine Arbeit mit dem Titel Di Face Tenner. (auf deutsch: Zehner). Dabei geht es um eine
10 Pfund-Note mit dem Konterfei von Lady Di. Der Hintergrund hierzu: Im August 2004 druckt Banksy falsche Banknoten, die er auf dem Notting Hill Karneval in London verteilen will. Optisch ähneln die Noten den klassischen Zehn-Pfund Scheinen, nur ist die Queen durch Prinzessin Diana ausgetauscht und der Schriftzug Bank of England wird zu Banksy of England. Ein Teil der Scheine wird nun am Tag des Karnevals in die Menge geworfen, Banksy hat also bewusst Falschgeld in Umlauf gebracht, eine nette Provokation. Die meisten Leute klauben natürlich das Geld auf, es wird auch gleich in umliegenden, unachtsamen Läden verprasst. Für den Rest der Banknoten denkt sich der Künstler wieder eine neue Aktion aus: Beim Kauf einer seiner Werke an der offiziellen Verkaufsstelle erhält der Käufer zu seinem Werk ein Echtheitszertifikat, auf dem die Hälfte einer der Lady-Di-Banknoten klebt, die andere Hälfte bleibt beim Unternehmen. Und eine Fortsetzung gibt es dann an der Kreuzung Rosebery Avenue, Ecke Farringdon Road: Banksy sprüht dort einen Geldautomaten an eine Hauswand, der Lady Di Tenners ausgibt, 2007 erweitert er es um ein Mädchen, das von einem mechanischen Arm gepackt und in den Bankautomaten gezerrt wird. Währungen und Banken verursachen Abhängigkeiten, der Roboterarm steht als Symbol für zunehmende Automatisierung, das Mädel als Sklave einer Maschine, ein Sinnbild für viele aktuelle Konflikte. Später wird ein Teil das Kunstwerks mit zwei weißen Streifen übermalt und mit Schutzglas versehen, aber ist noch heute in der Rosebery Avenue im Stadtteil Clerkenwell zu finden.

Fußmatte, von Banksy mit dem Schriftzug Welcome versehen (Foto: AS)

Im Grunde ist kein Werk des Künstlers unpolitisch. Das zeigt sich besonders deutlich in seiner Fußmatten-Arbeit, wo er diese Abtreter mit einem Schriftzug aus Überresten von Rettungswesten versieht. Den Flüchtlingen wurden perfiderweise Westen verkauft, die nicht dichthielten, und sie somit auch alles andere als Willkommen in anderen Ländern geheißen werden konnten. Den Erlös aus dem Verkauf der Matten spendet Banksy dann der Flüchtlingshilfe.

Das Highlight stellt die Media-Hall mit VR-Bereich dar. Hier kannst Du über eine Brille auf der Nase zwölf Minuten in die virtuelle Realität von Banksys Welt, der hier als flüchtender Kapuzenmann visualisiert ist, eintauchen und Dich danach entscheiden, hast Du hier die Werke eines Vandalen, eines Künstler, eines Geschäftsmanns oder eines Provokateurs gesehen.

Für mich ist klar, es handelt sich um ein genial-smarten Künstler, der es seit Jahrzehnten schafft, seine Identität zu verbergen. Der Städte wie Brighton, London, Paris, Los Angeles oder New York City mit kreativen, provokanten, politischen, herausfordernden und einfach auch nur witzigen, meist ästhetischen Botschaften bespielt und alle Menschen auffordert, Kunst als Freiheit zu verstehen, aber auch, dass es sich lohnt, drüber nachzudenken.

Also: Unbedingt hingehen, und dem weltbekannten Street-Art-Chaoten und inzwischen sicherlich gewieftem Millionär auf den Zahn fühlen.

LOCATION:
Kleisteck
Martin-Luther-Str. 1
Berlin-Schöneberg
U-Bahnhof Wittenbergplatz

ÖFFNUNGSZEITEN
Dienstags bis sonntags, 10-20 Uhr
verlängert bist So, 12.05.2024

TICKETS
22,-/erm. 18 Euro, über eventim

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