Kunsthaus Dahlem wird Museum

Das KUNSTHAUS DAHLEM liegt im idyllisch grünen Käuzchensteig in unmittelbarer Nachbarschaft zum Brücke-Museum. Noch sieht es hier aus wie auf einer Baustelle, ein Gerüst verdeckt die Fassade des Hauses. Überall staubt und scheppert es. Doch das soll sich in wenigen Wochen ändern.

Wegen seiner Nutzung war das Gebäude in die Kritik gerückt. Früher diente es
dem Bildhauer Arno Breker – einem der Hauptgünstlinge des Dritten Reichs – als Atelier.

Der Bau mit mehreren Nebenräumen wurde 1939-42 von Hans Freese errichtet. Breker selbst hat das Haus kaum und wenn, als stadtinternes Vorführatelier genutzt. Denn zu seinem 40. Geburtstag schenkte Hitler ihm persönlich ein kleines Schlösschen in Jäckelsbruch (westlich von Wriezen) und die Arno-Breker-Werkstätten, wo er mit eigenem Hafen und Gleisanschluss die großen Skulpturen für Germania schaffen konnte.

Der große Saal im Haus wurde zu hauptsächlich zu Präsentationszwecken genutzt.

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Das Gips- und Steinatelier ist mit Gleisen ausgerüstet, um die Loren mit den schweren Steinen hineinzuschieben. Hier geschieht die Vorbereitung der Steine.

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Architektonisch ist das Gebäude wie ein Künstleratelier angelegt, mit Hebe- und Drehbühne, absenkbaren Bodenluken, nach neuestem technischen Stand und beeindruckend fünf Meter hohen, symmetrischen Türen für große Skulpturen.

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Nach 1945 zog kurzzeitig die sowjetische Armee ein, zwei Monate später wurde für ein Jahr die Information Control Division der Besatzermacht ansässig. Die Amerikaner fanden im Garten Hunderte von Hitlerbüsten, die sie angeblich im Teich versenkten. Eine große Wagnerbüste, die sich auch auf dem Gelände befand, wurde 1950 von der Familie eingefordert. Danach übernahm der Magistrat Berlin das Haus und bot es Bildhauern als Atelierraum an. Die meisten jedoch lehnten aus moralischen Gründen ab.
Bernhard Heiliger, ein Breker-Schüler, sagt 1949 zu, bezieht aber nur das kleine Ost-Atelier, wohnt und lebt dort bis 1995. Heute gibt es neben dem Haus den wunderbaren Skulpturengarten mit einer Auswahl an Heiliger Werken, von der Heiliger-Stiftung nach seinem Tod initiiert.

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Ab 1960 wurde das Haus Residenzprogramm internationaler Künstler wie Emilio Vedova, der sein „Berliner Tagebuch“ hier fertigte, heute in der Berlinischen Galerie zu sehen. Der Freundeskreis des Brücke-Museums, das 1967 gegründet wurde, schlug vor, das Großatelier in acht kleine Ateliers zu unterteilen. Der DAAD und das Senatsprogramm haben bis 2008 die Ateliers an internationale Künstler vergeben. Wolf Vorstell bereitete dort seine Beton-Cadillacs vor, die amerikanischen Konzeptkünstler Jimmie Durham und Dorothy Iannone wirkten vor Ort und auch die nach Westberlin ausgereiste Cornelia Schleimer schwang hier den Pinsel.  Bis nun die Entscheidung fiel, das Gebäude wieder in eine Museum zu überführen. Daran nicht unbeteiligt ist auch Dorothea Schöne, der kluge Kopf, der hinter allem steht.  Die seit einem Jahr amtierende Geschäftsführerin hat Kunstgeschichte und Politikwissenschaft studiert, zur Nachkriegsmoderne promoviert und publiziert. Aarabische Kunst und Architekturgeschichte gehören ebenfalls zu den Steckenpferden der künstlerischen Leiterin.

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Nach dem Umbau im letzten Jahr lädt am 12. Juni das Kunsthaus Dahlem ab 11 Uhr zur Neueröffnung ein. Unter dem Titel „Porträt Berlin“ werden die Ausstellungsräume für Kunstwerke der Berliner Nachkriegsmoderne von 1945-1955 zugänglich sein. Und hoffnungsvollerweise sind die Schuhe nach dem Besuch gar nicht  eingestaubt …

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