Selbstportrait 1947, © Andreas Feininger

New Yorck in the Forties

Andreas Feininger kennt man hauptsächlich von seinen beindruckenden Aufnahmen der Brooklyn-Bridge oder der Skyline von Manhatten. Dass er auch eine gehörige Humor und ein gutes Auge für Streetfotographie besaß, wird in dieser Ausstellung schön transportiert. Doch erstmal die Facts: 1906 kommt er als ältester Sohn des berühmten Malers Lyonel Feininger in Paris zur Welt. Er entdeckt nach dem Zweiten Weltkrieg die Fotografie als künstlerisches Mittel für sich und entwickelte eine neue Sehweise. Die Grundprinzipien seiner Arbeit lauten Klarheit, Einfachheit und Organisation. Ihm gelingt es auf bestechende Art und Weise, Bildinhalte mit strengen formalen Kriterien wie Perspektive und Licht zu verknüpfen. Immer wieder Architektur, aber das Leben in seiner quirligen Wahlheimat New York faszinierten ihn über Jahrzehnte hinweg. Die Skyline, die Wolkenkratzer, die Brücken und die Hochbahnen hält er wiederholt in atmosphärisch dichten Bildern fest.

Die Ausstellung gliedert sich in zwei Räume: Im ersten sind ebensolche, eher technische Fotos der Wolkenkratzer und Häuser zu sehen, die zu den Klassikern der Fotografiegeschichte zählen, und die teils jeder irgendwie auch kennt. So kommst Du beispielsweise in den Genuss, ein verwunschenes, in Dampfwolken eingehülltes Midtown Manhatten zu betrachten, das Feininger von New Jersey aus fotografierte. Leider sind die Arbeiten zum Teil in drei Reihen gehängt, was ihrer Wirkung einen kleinen Abbruch tut. Denn, um die obere Reihe zu betrachten, musst Du einen sehr langen Hals machen und für die untere musst Dich Dich eigentlich setzen. Spannend wird es dann im Flur. Hier hängen Aufnahmen, die noch nicht so ikonografisch sind. Wunderbar getroffen ein Selbstporträt des Künstlers, der den Shot in den Spiegel macht und dabei die Lupe verkehrt herum hält, aber somit den herrlichen Effekt des vergrößerten Auges erzeugt. Auch irre: Ein Helikopter beim Start. Durch die angestrahlten Rotorblätter und lange Belichtungszeit wird ein filigranes Muster erzeugt, das wie ein durch die Luft schwebendes Netz ausschaut. Im zweiten Raum wirst Du vom pulsierenden Leben New Yorcks empfangen. Auch hier beweist Feininger einen präzisen Blick, sei es, als er ein Armdrücken zweier Kumpels beobachtet, Hafenarbeiter beim Entladen von Kaffeesäcken zuschaut oder die Sofortreparatur in einer jüdischen Schneiderei auf Papier bannt. Insgesamt werden in der Ausstellung ANDREAS FEININGER. NEW YORK IN THE FORTIES siebzig Schwarzweiß Fotografien präsentiert, die einem wirklich Lust machen, mal wieder im Big Apple vorbeizuschauen.

WANN
Die-So, 10-18 Uhr
bis zum 28. Mai
verlängert bis zum 30. Juli 2023
Kostenlose Führungen am So., 02.04. und So., 07.05., jeweils 15 Uhr

WO:
Bröhan Museum
3. Stock
Schlosstraße 1a
Charlottenburg

FÜR
8 Euro Eintritt

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