Nachbau des Master Bedroom vom Eileen Gray Haus E.1027 (Foto: Anne Schüchner)

Master Bedroom von Eileen Gray

Eileen Gray (1878–1976) ist leider etwas in Vergessenheit geraten. Dies könnte sich ändern, wenn Du Dich auf die Socken zum Pariser Platz  machst. Dort ist in der Passage des Akademie-Gebäudes eine begehbare Installation des Schlafzimmers, das Gray in den 20er Jahren samt Haus konzipierte, im Maßstab 1:1 zu erleben.

Die Pionierin der Moderne schuf an der Côte d’Azur eine Ferienresidenz namens Haus E.1027, in dem sie auch alle Zimmer nebst Möbeln selbst designte. Mit Unterstützung ihres damaligen Freundes Jean Badovivi, Zeitschriftenherausgeber und Architekt, dem sie dann das Grundstück mit Haus samt Interieur schenkte, schuf sie das Objekt in nur drei Jahren. Diese Großzügigkeit konnte sie sich erlauben, da Gray aus einer wohlhabenden anglo-irschen Familie stammte.

In dem spannenden Trailer gibt es noch etwas Hintergrundwissen zu der begabten Designerin.

Das hier zu sehende Master Bedroom ist nun Teil des grandiosen E.1027 und wurde an der University of Texas at Austin, School of Architecture nachgebaut.

Isometrie des Masterbedroom von Eileen Green (Foto: Anne Schüchner)
Isometrie des Masterbedroom von Eileen Green (Foto: Anne Schüchner)

Das Bewunderswerte daran: Dieses Haus in Roquebrune-Cap-Martin war Grays erstes architektonisches Werk, das auch den Kern ihrer späteren Projekten bildete. In ihrem Erstling überließ die Künstlerin dabei nichts, aber auch gar nichts dem Zufall. Alles wirkt wie aus einem Guß. Allein, wie sie zwei Räume ineinander versetzt, um so ein größeres räumliches Empfinden zu erzeugen, ist für jene Zeit bahnbrechend. Gray nahm bei ihrer farblichen Gestaltung des Inneren Bezug auf die Natur und entwarf quasi alles im Goldenen Schnitt. Streckt man sich auf der Schlafgelegenheit des Master Bedrooms aus, schwelgt der Blick in die Weiten eines schier unendlichen Panoramas. Es fehlt nur noch das Rauschen und man könnte sich hier direkt das Meer vorstellen.

Schreibtisch, entworfen von Eileen Green (Foto: Anne Schüchner)
Schreibtisch, entworfen von Eileen Green (Foto: Anne Schüchner)

Richtig Spaß machen die ausgefeilten Details wie Schreibtisch mit versenkbarer Stütze; ein neben dem Bett angebrachter, ausklappbarer Nachttisch mit Steckdoser für den Wasserkocher und einen morgendlichen Kaffee wie auch eine Klingel für die Bediensteten. Diese wohnten übrigens im unteren Teil des Hauses. Oder die Kommode mit Spiegeln, die einen Blick auf den eigenen Hinterkopf erlauben und gleichzeitig Platz für Parfum und Seife bieten. Gewisse Möbel sind allerdings auch komposiorischer Natur, die zum Gesamteindruck eines harmonischen Miteinanders von vertialen und horizontalen Elementen beitragen. Aber hier sei nicht alles verraten, damit Du bei einem Besuch noch Spannendes erkunden kannst.

Nur soviel: Die grandiose Architektur des Hauses rief auch Neider auf den Plan. Le Corbusier jedenfalls bemalte acht Wände im Haus und nistetet sich irgendwann ins E. 1027 ein. Wenig später setzte er dann auch in die Welt, der Bau sei auf seinem Mist gewachsen. Er konnte es wohl nicht verknusen, dass eine Frau, noch dazu eine ältere, talentierter sei als er selbst.

Der Originalbau ist noch heute erhalten und zu besuchen. Jedoch ist es dort weder erlaubt, Fotos zu machen geschweige denn etwas anzufassen.

Wilfried Wang, Architekt und bis 2018 Vize-Direktor der Sektion Baukunst hat diese Ausstellung kuratiert und besonderes Herzblut hineingelegt. Deswegen lohnt sich unbedingt eine Führung mit ihm.

LOCATION
Akademie der Künste
Pariser Platz 4, Berlin-Mitte

EINTRITT
frei, mit Führung 3 Euro

FÜHRUNGEN
Freitag, 17.Mai und 7. Juni , 18 Uhr
Sonntag, 19. Mai, 26.Mai und 9. Juni, 12 Uhr

Eileen Gray – E.1027 Master Bedroom, 1:1 Installation

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