Auffsteller zu "Unseen" vor der CO Berlin (Foto: Anne Schüchner)

Robert Frank: unseen

Mit der Konzeption dieser Ausstellung landet die c/o Galerie einen Coup und huldigt so post mortem einem der bedeutendsten Fotografen des 21. Jahrhunderts: Robert Frank. Im Alter von 94 Jahren ist Frank am
9. September im kanadischen Inverness gestorben.

Als junger Schweizer Emigrant jüdischer Herkunft ging Robert Frank 1947 nach New York, wo er im Studio von Harper’s Bazaar landete und einen Job bekam.

Einige Jahre pendelte er zwischen Europa und den USA. 1950 lud ihn Edward Steichen ein, an der Gruppenausstellung 51 American Photographers im MoMA in New York teilzunehmen.

Er arbeitete als freier Fotograf für Magazine wie Look und Vogue. 1955 heimste Frank als erster Europäer ein Stipendium der Guggenheim-Stiftung ein und sollte eine reichhaltige Bildreportage über die USA liefern.

Daraus entstand dann das zu Ruhm gelangende Fotobuch The Americans (1959), woran sich die Geister schieden. Waren unter anderem Impressionen von Tanksäulen menschenleerer Gegenden, Pinkelbecken einer Herrentoilette oder anonymen Kreuzen am Straßenrand eingefangen. Dennoch wurde das Buch für die Geschichte der Fotografie wegweisend. Franks Stil mit angeschnittenen Perspektiven, großer Körnigkeit oder Störfakten im Vordergrund wies Pioniergeist auf und wurde bahnbrechend.

Robert Frank - Texas 1955 (Foto: Robert Frank/SAS)
Robert Frank – Texas 1955 (Foto: Robert Frank/SAS)

Dann stellt Frank seine Leica in den Schrank und entdeckt den Film, mit dem er wilde Experimente startete. Wohl einer seiner lustigsten Werke ist sein Erstling Pull my Daisy. Alle Filme entstanden unabhängig und ohne Budget.

Aus seiner Dokumentation Dont’t blink werden in der Schau auch einige Sequenzen gezeigt, die einen guten Einblick in die Zeit vermitteln. In späteren Arbeiten verbindet er Polaroids mit autobiografischen Textfragmenten. Sein jüngstes Buch Good Days Quiet hat er dieses Jahr, im Alter von 95 Jahren, herausgebracht.

Die Ausstellung macht mit der enormen Kraft einer Bildsprache vertraut, die echte Geschichten erzählt. Sie zeigt ausgewählte Fotos aus dem Frühwerk der Künstlers: Vintageprints, Kontaktbögen, Drucke. Du kannst bestens nachvollziehen, wie Frank die Ästhetik der Nachkriegsfotografie revolutionierte und einen präzisten Einblick in das Schaffen des New Yorkers erhalten.

Franks Fotografien wurden weltweit ausgestellt, zuletzt auf dem Fotofestival Les Rencontres d’Arles und in der Albertina, Wien (2018).

Sein Filmwerk ehrte C/O Berlin genau schon einmal vor zehn Jahren in einer Ausstellung. Und so schließt sich der Kreis des um den unermüdlich komponierenden, talentierten Foto-Filmer.

WANN?
Mo-So 10-20 Uhr
bis 30. November 2019

WO?
C/O Berlin

Öffentliche Führungen:
Sa + So 14 + 16 Uhr (auf Deutsch)
18 Uhr ( auf Englisch)

EINTRITT
10,- Euro
12,- Euro inkl. Führung



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